Die spießige Panne und wie doch noch alles gut wurde


von Gerhild Landeck

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Uns war die Brisanz un­se­res Vor­ha­bens im Ju­ni die­ses Jah­res schon klar – im­mer­hin hat un­ser al­ter VW-Bus schon mehr als 17 Jah­re auf dem Bu­ckel. Aber un­se­re Er­fah­run­gen ei­ner frü­he­ren Rei­se in die Ma­ra­mu­resch im Jahr 2007 ga­ben uns die Ge­wiss­heit, dass auf un­se­rer ge­plan­ten Stre­cke im Not­fall im­mer hilfs­be­rei­te Men­schen zur Stel­le sind. Voll be­la­den star­ten wir am 8. Ju­ni 2009 von Leip­zig in Rich­tung Tsche­chien, um nach zwei Ta­gen über die Slo­wa­kei und Un­garn die ru­mä­ni­sche Gren­ze na­he Ora­dea zu über­que­ren.
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Knapp drei Wochen sind wir im Land un­ter­wegs, ha­ben al­te Freun­de ge­trof­fen, neue Be­kannt­schaf­ten ge­schlos­sen und an vie­len ver­schie­de­nen Or­ten be­ein­dru­cken­de Er­leb­nis­se sam­meln kön­nen – da sig­na­li­siert uns un­ser ge­lieb­ter Bus mit­tels al­ler ver­füg­ba­rer Kon­troll­lämp­chen und der Tem­pe­ra­tur­an­zei­ge, dass er ab­so­lut kei­ne Lust mehr hat, uns über Stock und Stein(e), durch Bä­che und Schlag­lö­cher zu schau­keln. We­nigs­tens ist er noch so hu­man, di­rekt vor ei­ner Rast­stät­te na­he Oras­tije zu strei­ken. Un­ter An­teil­nah­me des ge­sam­ten Per­so­nals und der Un­ter­stüt­zung par­ken­der Tru­cker­fah­rer wer­den wir von ei­nem pro­fes­sio­nel­len Ab­schlepp­un­ter­neh­men zu­rück nach Al­ba Iu­lia ge­bracht.
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Während unser Bus in ein neu er­rich­te­tes, prunk­vol­les VW-Au­to­cen­ter ge­schleppt wird, ist für uns ei­ne Über­nach­tung in ei­nem für un­se­re Ver­hält­nis­se doch recht nob­len Ho­tel vor­ge­se­hen. Da wir auf die Re­pa­ra­tur so­wie­so bis zum nächs­ten Mor­gen war­ten müs­sen, zeigt uns der net­te Ab­schlepp­mann mit sei­nem Pri­vat-PKW noch kurz die we­ni­gen Se­hens­wür­dig­kei­ten der Stadt.
Auch wenn man mit der al­ten Tech­nik un­se­res Bus­ses in die­sem „vor­neh­men“ Cen­ter nicht gleich ver­traut ist, so kön­nen wir doch am Mit­tag Dank der „von au­ßer Haus“ or­ga­ni­sier­ten Er­satz­tei­le (Keil­rie­men) un­se­re Fahrt fort­set­zen. Ob­wohl wir froh da­rü­ber sind, schrei­be ich doch ins Rei­se­ta­ge­buch „so ei­ne spie­ßi­ge Pan­ne woll­te ich nicht!!“ Aber schon nach kur­zer Zeit schielt Jo­chi – mein An­ge­trau­ter - zu­neh­mend be­un­ruhigt auf die Bat­te­rie­an­zei­ge, weil da wohl et­was nicht ganz in Ord­nung zu sein scheint.
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Die netten Jungs vom Auto­club Eu­ro­pa (ACE), die sich aus Deutsch­land te­le­fo­nisch mehr­fach nach der Be­he­bung der ers­ten Pan­ne er­kun­di­gen, ra­ten uns da­zu, doch noch vor Ein­bruch der Dun­kel­heit ei­ne Werk­statt an­zu­steu­ern.
In Savarsin, einem kleinen Ort auf der Stre­cke Rich­tung Arad, hal­ten wir an ei­ner klei­nen un­schein­ba­ren Tank­säu­le und fra­gen nach ei­ner Werk­statt. Der jun­ge Mann schaut mit erns­ter Mie­ne auf die Bat­te­rie­an­zei­ge und gibt uns im stren­gen Ton zu ver­ste­hen, dass hier „fi­ni­to“ ist. „Ma­schi­na ka­putt“ ruft er laut und greift schon zum Te­le­fon. Nach nur we­ni­gen Mi­nu­ten kom­men zwei öl­ver­schmier­te Ty­pen in ei­nem al­ten BMW an­ge­braust, die fach­män­nisch und mit ei­nem Mess­ge­rät be­waff­net so­fort laut dis­ku­tie­rend nach der Ur­sa­che for­schen.
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Mich durchströmt ein Ge­fühl von Ver­trau­en und ich ma­che mir es der­weil am Stra­ßen­rand mit dem In­halt der Kühl­box be­quem. Kurz da­nach steht die Dia­gno­se fest: die Licht­ma­schi­ne. Ein kur­zes Te­le­fo­nat der bei­den Me­cha­ni­ker – und schon un­ter­brei­tet man uns ein an­nehm­ba­res An­ge­bot: für 50 € kann man ei­ne funk­tions­tüch­ti­ge Licht­ma­schi­ne be­sor­gen.
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Beim Ausbau stellt sich dann he­raus, dass nur die Koh­le­stif­te ge­tauscht wer­den müs­sen. Die bei­den ge­ben uns zu ver­ste­hen, dass sie in ei­nem 4 km ent­fern­ten Ort zu ei­nem Freund fah­ren – wir mö­gen bit­te auf sie war­ten. Da wir so­wie­so ge­ra­de nicht vom Fleck kom­men, las­sen wir uns da­rauf ein. Schnell wie der Blitz sind sie zu­rück und nach kur­zer Zeit füh­ren sie uns stolz vor, dass un­ser gu­ter Al­ter wie­der topp in Form ist. Wir be­dan­ken uns in al­ler Form, ei­ne freund­schaft­li­che Um­ar­mung, schnell noch ein Fo­to – und wir rol­len wei­ter.
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Bei so viel Hilfs­be­reit­schaft und fach­män­ni­schem Ein­satz ist für uns klar, dass auch im nächs­ten Jahr un­ser Ur­laubs­ziel Ru­mä­nien heißt.
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