"Rock-Formatija" Karat begeisterte bereits 1978 in Rumänien


von Roland Barwinsky

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Band
Die ostdeutsche Rock­grup­pe Ka­rat ent­stand im Jahr 1975. Hits wie "Kö­nig der Welt", "Schwa­nen­kö­nig" oder "Über sie­ben Brü­cken mußt du gehn" mach­ten sie schnell auch au­ßer­halb der da­ma­li­gen DDR be­kannt. Heut­zu­ta­ge ge­hö­ren ih­re an­spruchs­vol­len deutsch­spra­chi­gen Songs längst zum be­wah­rens­wer­ten Kul­tur­gut im wie­der­ver­ei­nig­ten Deutsch­land.
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Eher unbekannt für vie­le Fans dürf­te ih­re Tour aus ei­ge­nen An­fangs­zei­ten durch Ru­mä­nien sein. Ins­ge­samt 8 Kon­zer­te gab die da­mals erst drei Jah­re al­te "Rock-For­ma­tija" 1978 in dem sei­ner­zeit so­zia­lis­ti­schen Land. Ka­rat traf "über­all ein be­geis­ter­tes Pu­bli­kum in aus­ver­kauf­ten Sä­len", wie es die Zei­tung "Jun­ge Welt" sei­ner­zeit for­mu­lier­te. Be­son­ders an­ge­kom­men sind die ost­deut­schen Ro­cker wohl vor al­lem in den Ge­bie­ten der dor­ti­gen deutsch­spra­chi­gen Min­der­heit, wo man ih­re Tex­te gut ver­stand. Noch lan­ge da­nach er­in­ner­ten sich bei­spiels­wei­se in Sie­ben­bür­gen vie­le Da­bei­ge­we­se­ne an die Auf­trit­te die­ser "DDR-Mu­si­kan­ten" in Me­diasch, Schäß­burg so­wie Kron­stadt. In­te­res­sant ist der Um­stand, dass sie da­mals in der Fer­ne mit "Über sie­ben Brü­cken musst du gehn", ei­nen ih­rer größ­ten Hits über­haupt, schon im Re­per­toire hat­ten. Denn der gleich­na­mi­ge Film mit der ge­nia­len Ed-Swillms Kom­po­si­tion hat­te am 30. April 1978 sei­ne Pre­mie­re. Erst da­nach be­gann Ka­rats Rei­se in Rich­tung Bal­kan.
Zeitungsartikel
Ausgerechnet Peter Maf­fay, selbst aus dem ru­mä­ni­schen Sie­ben­bür­gen stam­mend, pro­du­zier­te spä­ter ei­ne noch er­folg­rei­che­re Co­ver­ver­sion die­ses Hits. Maf­fay selbst hör­te das Lied zu­fäl­lig im Ra­dio, war so­fort be­geis­tert, wuss­te aber zu­nächst nicht von wem es stamm­te. 1980 frag­te er dann die Band bei ei­nem Kon­zert im hes­si­schen Wies­ba­den, ob er es über­neh­men darf. Ka­rat selbst hat­te pa­ra­do­xer­wei­se mit die­ser Kom­po­si­tion in sei­ner ei­gent­li­chen Hei­mat schon vor­her Er­fol­ge ge­feiert…
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Kulturjournalistin Walt­raud Hein­ze, wel­che in den 1970er Jah­ren noch Brün­nig hieß, be­glei­te­te die auf­stre­ben­den Ost­ro­cker 1978 durch das Kar­pa­ten­land und schrieb da­mals über das Gast­spiel in Me­diasch fol­gen­des ins ei­ge­ne Rei­se­ta­ge­buch: "…die Tour­nee ist ziem­lich an­stren­gend. Mi­cha muß sei­ne wei­ße Büh­nen­klei­dung auf­bes­sern und Ed hart­nä­cki­gen Schnup­fen be­kämp­fen. Her­bert trifft sich mit ru­mä­ni­schen Mu­si­kan­ten, um zu fach­sim­peln…" Und nach dem Au­fent­halt in Maf­fays Ge­burts­ort na­mens Kron­stadt (ru­mä­nisch Bra­sov) be­rich­te­te die­sel­be Au­to­rin in dem Mu­sik-Fach­ma­ga­zin "Me­lo­die&Rhyth­mus": "Am 19. Mai sind wir im Her­zen des Lan­des, im am Ran­de der Süd­kar­pa­ten ge­le­ge­nen Bra­sov… KA­RAT gibt ih­ren Ein­stand in ei­ner Hal­le, wo schon Ome­ga, Fo­no­graf, eng­li­sche und ita­lie­ni­sche Rock­grup­pen spiel­ten… Der `Kö­nig der Welt` wird mit­ge­sun­gen, und zum `Som­mer­lied`… tan­zen die jun­gen Leu­te sogar".
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Bernd Römer, Gittarist der Grup­pe er­in­nert sich in ei­nem Te­le­fon In­ter­view mit Gu­drun an die Rei­sen nach Ru­mä­nien:
Gudrun Wie un­ser Bei­trags­schrei­ber Ro­land he­raus­ge­fun­den hat, reis­te Ka­rat ja schon 1978 nach Ru­mä­nien..…
Bernd Römer Wir waren so­gar zwei­mal in Ru­mä­nien. Ein­mal 1978 und dann noch­mals 1979. Ei­ne der Rei­sen ab­sol­vier­ten wir so­gar mit un­se­ren Pri­vat–Pkws.
Gudrun Wie kamen denn die­se Rei­sen zu­stan­de?
Bernd Römer Die Reisen wur­den wie da­mals üb­lich im Rah­men des Kul­tur­aus­tau­sches zwi­schen Ru­mä­ni­en und der DDR or­ga­ni­siert. Ne­ben den bei­den Rei­sen nach Ru­mä­nien wa­ren wir auch oft in der CSSR, Bul­ga­ri­en und den an­de­ren so­zia­lis­ti­schen Staa­ten.
Gudrun Wie wurde die Band in Ru­mä­nien auf­ge­nom­men?
Bernd Römer Uns brach­ten die Men­schen in Ru­mä­ni­en aber auch den an­de­ren so­zia­lis­ti­schen Staa­ten ganz viel Wär­me und herz­li­che Gast­freund­schaft ent­ge­gen. Wir wur­den sehr lie­be­voll um­sorgt und hat­ten ne­ben den Auf­trit­ten auch noch die Ge­le­gen­heit, uns ei­ni­ge Se­hens­wür­dig­kei­ten an­zu­se­hen.
Gudrun Was war denn in Ru­mä­ni­en an­ders als in der DDR?
Bernd Römer Besonders auf­ge­fal­len ist uns die be­son­de­re Gast­freund­schaft. Wir hat­ten aber auch den Ein­druck, dass die Ru­mä­nen von ih­rem ei­ge­nen Re­gime noch viel mehr un­ter­drückt wur­den wie wir in der DDR. Un­an­ge­nehm war z.B. dass mit­un­ter in den Gän­gen zum Konzert­saal mit Ka­lasch­ni­kow be­waff­ne­te Sol­da­ten stan­den und ei­ne be­drü­cken­de Stim­mung in die Kon­zert­sä­le brach­ten. Nach ei­nem Kon­zert in Ti­mi­soa­ra woll­te sich ein Ge­schwis­ter­paar, die bei­den wa­ren un­ge­fähr 14 - 16 Jah­re alt, mit uns un­ter­hal­ten. Ein zu­fäl­lig vor­bei­kom­men­der Po­li­zist jag­te den bei­den ei­nen rie­si­gen Schre­cken ein, so­dass sie ganz schnell da­von­lie­fen. Ein paar Jah­re spä­ter tra­fen wir die bei­den bei ei­nem "Aus­lands­kon­zert" in Mün­chen wie­der und sie er­zähl­ten uns ganz glück­lich, dass es ih­nen ge­lun­gen war, in die BRD aus­zu­reisen.
Gudrun Gab es denn in Ru­mä­ni­en auch Tui­ca zu trin­ken?
Bernd Römer Tuica - was ist denn das?
Gudrun Das ist ein be­son­de­rer ru­mä­ni­scher Schnaps, wenn man den trinkt, er­in­nert man sich ga­ran­tiert da­ran......
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Wir gerieten ins La­chen und ver­ab­schie­de­ten uns, und als ich auf­ge­legt hat­te, fie­len mir die vie­len Fra­gen ein, die ich nicht ge­stellt hat­te, z.B. die, wie die Grup­pe es ge­fun­den hat, dass Pe­ter Maf­fay das be­kann­tes­te Lied "Über sie­ben Brü­cken mußt du ge­hen" nach­ge­sun­gen hat. Na­ja, ich bin eben kei­ne Jour­na­lis­tin, aber Spaß hat das In­ter­view trotz­dem ge­macht. Herz­li­chen Dank, Bernd Rö­mer!!!
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