Das „Magazin Mixt“ - die Seele des Dorfes


von Heike und Markus Walter

dorf
kleines Geschäft mit Holzdach und offenem Absperrgitter
Oft unscheinbar, manchmal schreiend bunt beklebt, eigentlich jedes Dorf hat eines: „Magazin Mixt“
Dorfhäuser
Mann steht am Ladentisch im Dorfladen hinter welchem zwei Regale mit Waren liegen
Das Sortiment ist meist übersichtlich.
Menschen
Jeder, der in Rumänien schon mal durchs Land gereist ist, kennt es: das „Magazin Mixt“. In der deutschen Sprache passt am ehesten „Tante-Emma-Laden“. Doch das „Magazin Mixt“ ist mehr, als nur ein kleines Geschäft. In aller Regel werden auch Getränke ausgeschenkt und meist gibt es auch Sitzgelegenheiten davor. Und so kommt man nicht nur zum Einkaufen aus dem oft wenig üppigen Sortiment. Vielmehr ist das „Magazin Mixt“ Treffpunkt zum Austausch von Klatsch und Tratsch, man redet über Sorgen und Nöte, die Politik und die vielen privaten Themen. Eben ganz anders als in unseren Hochglanz-Einkaufstempeln. In den Dörfern ist es nach wie vor der Mittelpunkt, aber auch in den größeren und großen Städten behaupten sich die kleinen Läden neben den dort mittlerweile überall vorhandenen Supermärkten.
Männer sitzen vor einem Laden auf einer Bank mit einer Büchse Bier in der Hand und diskutieren
Man kommt gleich ins Gespräch. Hier saarländische Teilnehmer einer Rumänienhilfe...
Mann spielt auf einer Mundharmonika
… kleine Musikdarbietung inklusive.
Biergläser
Jeder, der intensiv Rumänien bereist hat, kann sicherlich Geschichten aus einem „Magazin Mixt“ erzählen. Davon, dass man bei einer Wanderung bierdurstig mehrere Stunden gewartet hat, bis das Geschäftchen endlich öffnet (viele haben nur wenige Stunden offen, meist am frühen Abend), um dann zu erfahren, dass das begehrte Kaltgetränk alle ist, weil am Tag zuvor einfach zu viel Bier beim Dorftratsch getrunken wurde und die nächste Lieferung erst in ein paar Tagen kommt.
Geschäft mit blauem Vordach hinter einem blühenden Strauch
Manchmal auch unter „falschem“ Namen: Hier „Magazin General“
Kirche
Oder davon, dass im Dorf Lalasint kurzerhand der Preot (der orthodoxe Pfarrer) das „Magazin Mixt“ zusammen mit seiner Frau übernahm, als sich kein Nachfolger für den Vorbesitzer fand. Der Pfarrer hatte auch gleich einen Vorteil dadurch, wurde doch in der Zeit des Gottesdienstes der Ausschank von Bier und Tuica eingestellt und seine Frau hat die letzten verbleibenden Dörfler gleich Richtung Kirche getrieben. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist sprunghaft angestiegen...
Regale in einem Geschäft mit einem bunten Sortiment an Lebensmitteln gefüllt
„Magazin Mixt“ in Lalasint
Haus
Eine unserer Geschichten wollen wir noch ausführlich erzählen. Bei einer unserer Touren mit dem Allrad-LKW durch die rumänischen Westkarpaten, war es wieder an der Zeit Brot zu kaufen. Also kurzerhand im nächsten Dorf das „Magazin Mixt“ angesteuert. Vor dem Geschäftchen parkten Autos, so dass der Platz für unser Gefährt mehr als eng war. Rund um das Nachbargrundstück zog sich ein Grasstreifen und so versuchten wir uns dicht an der Mauer vorbei auf den letzten freien Platz zu zwängen. Leider war dort unter dem Gras versteckt ein tiefes Loch, wo Regenwasser abfließen sollte. Es rappelte gewaltig und das linke Hinterrad verschwand komplett in diesem Schlund.
Wohnmobil-LKW steht völlig schief neben der Straße
Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Sieht irgendwie schief aus...
Auto
Das gesamte Fahrzeug neigte sich bedrohlich zur Seite und wurde dann vom Betonpfosten der Gartenumzäunung unsanft gestoppt. Ups Schei...
Wohnmobil-LKW ist mit dem linken Hinterrad im Loch verschwunden und lehnt links an einem Betonpfeiler
Das komplette linke Hinterrad war in einem Loch verschwunden, welches unter dem Gras nicht zu sehen war.
Auto
Vor dem „Magazin Mixt“ saßen – wie so oft – einige Männer und so ging gleich der Palaver los, wie man das Auto da wieder am besten rausbekommt. Aus eigener Kraft schaffte es unser „Schneggsche“ nicht. Einer der Rumänen hatte die rettende Idee: Er lief los, um einen anderen zu rufen, der einen Traktor hatte. Prima. Nach wenigen Minuten kam er mit seinem Kumpel zurück – ohne Traktor. Der sprang nicht an. Rumänien eben. Also lief ein anderer los, um ein Auto aufzutreiben, damit man den Traktor überbrücken konnte. Rumänien eben. Irgendwann kam der Traktor und mit vereinten Kräften von unserem „Schneegsche“ und dem Traktor, kamen wir aus der misslichen Lage heraus. Natürlich wurden die Helfer zu Bier eingeladen und so saßen wir noch eine Zeitlang vor dem „Magazin Mixt“ zusammen.
Wohnmobil-LKW steht wieder gerade auf dem Platz neben einem Traktor
Nach der Bergeaktion stand unser „Schneggsche“ wieder gerade.
Zwei Äste und ein weißer Strick speeren das Loch neben der Straße ab
Das Loch wurde nach der Bergung direkt in rumänischer Manier ordentlich abgesperrt. 🙂
Auto
Wahrscheinlich erzählt sich das Dorf bis heute die Geschichte von dem dusseligen Deutschen, der sein Auto in dem Loch geparkt hat... 🙂
Heike und Markus stehen vor ihrem zum Wohnmobil umgebauten LKW.
Heike und Markus Walter bereisen in Ihrem Allrad-Lkw mit offenen Augen und offenen Herzen die Welt und sind verliebt in Rumänien. Reiseberichte unter www.ufftour.de
Auto
Beide sind auch aktiv im „Deutsch-rumänischen Freundschaftskreis Saarland e. V.“ einem Hilfs- und Freundschaftsverein, der seit 1990 in der Region Lipova ganzjährig Nothilfe und Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Infos unter www.drfk.de
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