Gänshalt

Text und Bilder von Katharina Emeneth

gemaltes Bild von Federn
gemaltes Bild von Federn
gemaltes Bild von Federn
gemaltes Bild von Federn
gemaltes Bild von einem Dorfbrunnen vor der Dorfkulisse
Dass sich Gänse in den Straßengräben gern aufhalten und meist in einer Schar auftreten, ist ja nichts Neues. Als Kind sollte ich auf unsere Gänshalt in meinem Heimatort Sanktana / Sântana, nördlich der Kreisstadt Arad im Westen von Rumänien, aufpassen. Dazu hatte ich eine ziemliche Rute zur Verfügung.
Alles war wunderbar, solange auch ich in den Straßengraben beim Versteckspiel unter dem Prickle durchschlüpfen und bei Regen mit dem Dreck patzlâ (basteln) konnte.
gemaltes Bild von Federn
gemaltes Bild von Federn
gemaltes Bild von Federn
Besonders schön war, wenn der nasse Dreck durch jeden einzelnen Zeh flutschte. Einmal bin ich im Wasser gefüllten Graben gelandet, weil ich vor lauter Spielen den Graben vergessen hatte.
Sobald unsere Gänse anfingen mit ihren kräftigen Flügeln zu schlagen, um kurze Zeit später abzuheben und davonzufliegen, wurde die Situation ernst.
gemaltes Bild von Gänsen am Rande einer Dorfstraße
Obwohl ich vor dem sehr entschlossenen Goanausâr (Gänserich) mit seiner Angriffslust stets großen Respekt gezeigt habe, stand ich eines Abends ohne Gänse da. Sie hatten ihre Flugrichtung aus irgendeinem Grund geändert. Ich hatte versäumt, mit dem Radâlsfiehrâr den Tagesablauf zu besprechen. Es kann natürlich auch sein, dass unsere Gänse gar nicht daran dachten, mich als ihren Aufpasser zu akzeptieren. Aus ihrem Geschnatter konnte ich aber auch nicht das Gegenteil entnehmen.
gemaltes bild einer Feder
Jedes Haus hat Gänse hauptsächlich zwecks den Federn gehalten, damit die heiratsfähige Tochter zwei neue Federbetten in die Ehe mitnehmen konnte. In eine Tuchât (Federbett) hat man damals 8 - 9 Kilogramm Gänsefeder gefüllt, dazu kamen noch zwei Polschtârâ (Polster). Dies war ein Zeichen von Wohlstand, wenn wir unter diesen Federbergen versunken sind. Von dünneren Decken hieß es: "Die decken sich mit so einer Schwartâ zu".
Für eine solche Aussteuer musste eine Mutter 20 Gänse über zwei Jahre halten und sie mehrmals im Jahr ropfâ. Die frischen Federn hingen dann am Zaun zum Trocknen, währenddessen huschten die armen Gänse mit hängenden Flügeln umher.
gemaltes Bild von Federn
gemaltes Bild von Federn
gemaltes Bild von Federn
Warum sagt man wohl dumme Gans? Vielleicht weil sie sich in Scharen entkleiden lassen. Unsere Gemeinsamkeit mit diesen weißen, langhalsigen Geschöpfen ist manchmal in brenzligen Situationen oder wenn`s uns friert auf der Haut zu erkennen. Hoffentlich versucht man nicht auch uns gewaltsam zu entkleiden.
gemaltes Bild einer Gänsefütterung
Ganz wenige landeten als Federwisch auf dem Nudelbrett und fegten für den Rest ihrer Tage jedes Stäubchen Mehl in die aufgehaltene Handfläche unserer Großmutter. Das Schönste von unseren Gänsen lag für mich und meinem Bruder jedes Jahr zu Ostern als riesiges Osterei im grünen Nest.
gemaltes Bild von einem Ei
gemaltes Bild von einem Ei
gemaltes Bild von einem Ei
gemaltes Bild von einem Ei
Wer erinnert sich noch an den Geruch nach frischem Schnee so um Kâdreunâ - Elisabeth (Katharina Namenstag) herum? Durch die Dunkelheit der Nacht hörte man die Schneegänse hoch über unserm Haus hinweg fliegen mit ihrem Gi - Ga. Jetzt war es sicher, dass es bald Schnee geben würde.
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