Cărtureşti Carusel


Eine Bücher­oase in der Alt­stadt Bukarests

von Aurelia L. Porter

Oase mit Büchern
Bücherregale
Als Literatur­lieb­ha­be­rin und Ro­man­au­to­rin füh­le ich mich na­tur­ge­mäß zu Buch­hand­lun­gen hin­ge­zo­gen. Be­son­ders wenn es sich um ei­ne so au­ßer­ge­wöhn­li­che wie die "Căr­tu­reşti Ca­ru­sel" han­delt. Sie be­fin­det sich mit­ten in Bu­ka­rests his­to­ri­schem Vier­tel, in der Stra­da Lip­scani 55. Für mich ei­ne der schöns­ten Buch­hand­lun­gen der Welt.
altes Haus
Sie ist nicht nur ei­ne ar­chi­tek­to­ni­sche Schön­heit – so­wohl von au­ßen und erst recht von in­nen! –, son­dern ein Hort von Ge­schich­ten in ele­gan­ter Atmos­phä­re. So­bald man durch das Por­tal des neo­klas­si­zis­ti­schen Ge­bäu­des hin­durch­schrei­tet, be­tritt man ei­ne Stät­te voll geis­ti­ger Le­ben­dig­keit und spür­ba­rer Lie­be zur Li­te­ra­tur, die Lust auf Ent­de­ckun­gen macht.
Buchhandlung
Klar, dass die Căr­tu­reşti Ca­ru­sel zum Schau­en und Stö­bern ein­lädt, das tun al­le Buch­hand­lun­gen. Sie wol­len schließ­lich et­­was ver­kau­fen. Aber die­se lädt ei­nen da­rü­ber hin­aus zum Stau­nen und Wohl­füh­len ein, zum In­ne­hal­ten und Ab­tau­chen in an­de­re Wel­ten. Man kann in ihr Zeit und Ort kom­plett ver­lieren.
Leserin
Auf allen Etagen ste­hen oder sit­zen Leu­te, vor­wie­gend in die Sei­ten ei­nes Bu­ches ver­tieft. Es wirkt, als ob sie nur ei­nen kur­zen Blick hi­nein­wer­fen woll­ten und um­ge­hend von den Zei­len ge­fan­gen ge­nom­men wur­den. Ans Ge­hen denkt hier so schnell keiner.
Mann an einen Stuhl gefesselt
Eine Bücher­oase möch­te ich sie da­rum nen­nen. Und das Er­freu­li­che da­ran ist, dass sie auch von vie­len jun­gen Leu­ten auf­ge­sucht wird – bei Tag und bei Nacht.
Buchhandlung
Buchhandlung
Die Öffnungs­zei­ten sind näm­lich äu­ßerst kun­den­freund­lich. Bis­her ha­ben wir in ihr zu je­der Jah­res- und Ta­ges­zeit in­te­res­sier­te Le­ser und Stö­be­rer an­ge­trof­fen – ob an ei­nem schö­nen Som­mer­tag zur bes­ten Mit­tags­zeit oder an ei­nem ver­reg­ne­ten Herbst­abend zu spä­te­rer Stun­de. Selbst an ei­nem Sonn­tag kann man die Bü­cher­oa­se bis 22.30 Uhr be­su­chen, und am Frei­tag und Sams­tag so­gar bis Mit­ter­nacht! Das wird auch eif­rig wahr­ge­nom­men. Aus gu­tem Grund.
Bücher bei Nacht
Ein biss­chen His­torie
Schon von außen ist die Buch­hand­lung ein Schmuck­stück. Er­rich­tet wur­de das Ge­bäu­de Mit­te des 19. Jahr­hun­derts und 1903 von ei­ner grie­chi­schen Ban­kiers­fa­mi­lie ge­kauft. In der kom­mu­nis­ti­schen Zeit wur­de die Bank be­schlag­nahmt und in ei­nen Ge­mischt­wa­ren­la­den um­ge­wandelt.
vergoldetes Regal mit Ring
Buchhandlung
Nach der Rumäni­schen Re­vo­lu­tion er­hielt die Ban­kiers­fa­mi­lie ihr Ge­bäu­de zu­rück. Doch es muss­te erst ein­mal um­fang­reich res­tau­riert wer­den, be­vor es 2005 der Öf­fent­lich­keit wie­der zu­gäng­lich ge­macht wer­den konn­te. Seit­dem be­her­bergt es die Buch­hand­lung „Carusel.“
Die Archi­tektur
Wie bereits er­wähnt han­delt es sich um ei­nen neo-klas­si­zis­ti­schen Bau. Wer ihn be­tritt, er­kennt so­fort, wel­che Stil­ele­men­te ei­nen sol­chen aus­ma­chen: In der Mit­te öff­net sich ein gro­ßer ein­la­den­der Raum gleich ei­ner Wan­del­hal­le, durch­mischt mit nicht-li­te­ra­ri­schen Ver­lo­ckun­gen wie ori­gi­nel­len Ge­schenk­ideen und ed­len Schreib­wa­ren. Und ja, auch Sou­ve­nirs wie Ta­schen, Tas­sen und T-Shirts, aber auch Wein, Fein­kost und ex­qui­si­te Seifen.
großes Bücherregal mit Leitern
Eine breite Treppe führt zu den obe­ren Eta­gen. Oben an­ge­kom­men zwei­gen zu bei­den Sei­ten Ga­le­rien ab, ge­stützt von schlan­ken ver­zier­ten Säu­len, ge­schwun­ge­nen Ba­lus­tra­den und zier­li­chen Wen­del­trep­pen, die in die un­te­re Ebe­ne zu­rück­füh­ren. Von oben kann man in Ru­he das Ge­wim­mel in der Hal­le be­ob­achten.
Buchhandlung
Buchhandlung
Buchhandlung
Doch der staunende Blick – zu­min­dest mei­ner – bleibt erst ein­mal an die­ser hel­len ele­gan­ten Ar­chi­tek­tur hän­gen. Und schon über­mit­telt sich ei­nem die ein­zig­ar­ti­ge Atmos­phä­re die­ser Stät­te, noch be­vor die Bü­cher in den Re­ga­len ih­re be­rech­tig­te Auf­merk­sam­keit for­dern. Schließ­lich sind sie doch der Grund des Kom­mens! Aber sie las­sen be­schei­den ih­rer ed­len Un­ter­kunft den Vortritt.
Die Produkt­palette
Ganze sechs Etagen umfasst die Buchhandlung. Ganz oben befindet sich ein Bistro, das wir jedoch noch nicht besucht haben, da stets der nahe gelegene Hanu‘ lui Manuc lockte oder der Hanul Berarilor auf der anderen Seite der Dâmboviţa.
gemaltes Hinweisschild
Buchhandlung
Auf einer Ebene be­findet sich ein Kin­der­pa­ra­dies: Ein Spie­le­land. Und auf ei­ner der obe­ren Eta­gen ha­ben wir das letz­te Mal ei­ne Ga­le­rie mit mo­der­nen Ge­mäl­den ent­deckt.
Es soll dort auch ei­ne Eta­ge mit DVDs und CDs ge­ben. So weit sind wir al­ler­dings nie ge­kom­men, weil wir stets an ei­ner der Haupt­at­trak­ti­onen – den Bü­chern – hän­gen­ge­blie­ben sind. Au­ßer­dem dürf­ten sol­che Ar­ti­kel im Zeit­al­ter der Strea­ming-Diens­te in­zwi­schen über­holt sein, oder?
Bücher und Gemälde
Aber wer weiß, viel­leicht fin­det man dort ja so­gar wie­der et­was aus Vi­nyl? Das wer­den wir das nächs­te Mal in Er­fah­rung brin­gen. Oder schaut doch mal selbst in der Lips­cani 55 vor­bei, wenn ihr in Bu­ka­rest seid. Dann sagt mir ger­ne Be­scheid, was ihr dort ent­deckt habt.
Schallplatten
Zum Schluss eine Warnung
Aurelia in der Buchhandlung
Man kann den La­den nicht wie­der ver­las­sen, oh­ne et­was ge­kauft zu ha­ben! Dort fin­det wirk­lich je­der Le­se­stoff, auch wenn er der ru­mä­ni­schen Spra­che nicht mäch­tig ist. Es gibt näm­lich ge­nü­gend Bü­cher in an­de­ren Spra­chen, auch in Deutsch, vor al­lem aber in Eng­lisch. So­wie sehr schö­ne Bild­bän­de über Ru­mä­nien. Und die nicht pa­pier­nen Ar­ti­kel ver­füh­ren eben­falls zum Kauf.
Traut euch trotz­dem, ihr wer­det es nicht be­reuen!
Herzlichst, eure Aurelia
Frau mit Büchern
P.S. Auf der Web­site der Buch­hand­lung Căr­tu­reşti Ca­rusel gibt es ei­ne um­fang­rei­che Bil­der­ga­le­rie und ein tol­les YouTube-Vi­deo – lohnt sich!
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