Auf der Suche nach Stille und Ruhe finde ich mich ganz schnell in Sanktanna/Sântana im Haus meiner Kindheit im Banat wieder. Ich trete ein in Räume voller wohliger Geborgenheit und viel Zeit.
Noch immer an seinem Platz der alte Sparherd mit den dampfenden Töpfen und dem darunter flackernden Feuer. Solange ich denken kann, stand rechts davon die braune Holzkiste, gefüllt mit gespaltenem Holz und braunen, leeren Maiskolben. Zum Kochen waren die ganz besonders geeignet, da sie sehr schnell gebrannt haben.
Vor dem Fenster stand die alte Singer-Nähmaschine, auf der nur meine Mutter nähen durfte. Meine Neugierde hat mir einen kräftigen Nadelstich durch den Fingernagel eingebracht.
In den Wintermonaten habe ich gemeinsam mit meiner Mutter, den beiden Omas und Omas Schwester Sali in der Runde gesessen und mit einer Schere in der Hand Kotzâfetzâ (Deckenfetzen) geschnitten. Meistens hat man nur den Anfang von zwei Zentimeter breiten Streifen eingeschnitten, um die weitere Länge zu schlitzen.
Nach einiger Zeit lag neben jeder von uns ein kleines Häuflein Bänder derselben Farbe. Diese haben wir Anfangs mit Nadel und Faden zusammen genäht, was in späteren Jahren mit der Nähmaschine gesteppt wurde. Aus alten Kleidern, Hemden, Bettlaken oder Schürzen wurden grüne, braune oder rote Knäule gemacht.
Mein Bruder Franz und ich hätten schon große Lust gehabt, mit diesen farbenfrohen Bällen zu spielen, aber außer sie einmal durch den Raum laufen zu lassen, wenn uns keiner sah, mehr war nicht drin. Nicht, dass wir sonst andere Spielsachen besessen hätten, oh nein. Vielmehr haben wir die Gebrauchsgegenstände dazu gemacht.
Oder hätte jemand von euch angesehen, dass hier ein Viergespann galoppierend über den Fußboden gejagt ist? Ein umgestülpter Schoamâle (Schemel) war der Wagen, der von Vatis und Omas Schuhen gezogen wurde. Das jeweilige Wiehern und Ausschlagen der Pferde war von meinem Bruder sehr überzeugend ausgeführt. Das auch alle Pferde in dieselbe Richtung gezogen haben, sicherten die aneinandergeknoteten Schuhbänder.
Wurden die Pferde nach einiger Zeit müde, so hat ihr Besitzer Blechmusik gemacht. Ein roter und ein schwarzer Topfdeckel trommelten dröhnend durch die Luft und schienen nicht aufhören zu wollen. Zwischen dem Schrank und dem Bett konnte ich Glocken läuten lassen. An einer dort gespannten Schnur hing für diese Zeit der Schöpflöffel und der Schierhokâ (Schürhaken). Durch Aneinanderstoßen brachten sie Glockengeläut in unser Haus, in immer neuen Tonlagen
Nach Jahren des Zuschauens neben der Nähmaschine meiner Tanten, bekam ich meinen ersten Nähauftrag. Aus Resten meiner Wahl sollte ich einen Vorhang nähen. Ich nahm diese Sache sehr genau und versuchte aus den schönsten kleinen Quadraten gerade Bahnen zu steppen. Nachdem ich zwei Wochen immer wieder daran arbeitete und mein Erstlingswerk endlich fertig war, konnte ich nicht glauben, was ich sah: Hing doch mein Prachtstück tatsächlich im Plumpsklo meiner Oma!
Herstellung eines Fleckerlteppichs: Im Winter haben die Frauen und Kinder aus den alten, abgetragenen Kleidungsstücken 2 cm breite Streifen geschnitten. Anfangs wurden sie von Hand zusammengenäht, später mit der alten "Singer"-Nähmaschine. Danach wurden sie zu einem Knäuel aufgewickelt und wenn man eine gewisse Anzahl Knäuel hatte, wurden sie zum Weber im Dorf gebracht. Der hatte einen Webstuhl und grobes Garn und verband unsere Stoffknäuel zu farbenfrohen Streifen in einem meterlangen Teppich. Diese hat man nach wochenlangem Warten abgeholt und daheim in seiner Stube zu passenden Stücken zugeschnitten und die Enden selbst gesäumt. Das wurde wieder mit dem gemacht, was man gerade da hatte. So eine Teppichbahn war ca. 70 cm breit.
Damals hatten wir auch für die Stube nur den Besen zum Auskehren. So mussten wir fast jeden Samstag diese Fleckerlteppiche raus tragen ins Freie und mit mit einem Teppichklopfer fest ausklopfen. Die Mutter oder der Vater haben fest geklopft und die Kinder mussten am anderen Ende gestrafft die Spannung halten. Jedes Jahr im Spätsommer wurden sie auch mit der Bürste gewaschen und über den Zaun zum Trocknen gehängt.
Wir hatten auch Hausschuhe für drinnen. Jedoch musste kein Besuch seine Schuhe ausziehen, wenn sie am Abend zur Großmutter zu Besuch kamen. Dafür hat man eher einen selbstgefertigten Schuhabstreifer vor die Tür gelegt. Wir Kinder haben diesen aus Maislaub in der Handarbeitsstunde geflochten.