Noaptea Sfântului Andrei

von Ingrid Fillinger

Erst vor ein paar Jahren proklamierte man den Heiligen Andreas (Sfântul Andrei) zum Heiligen Patron Rumäniens. Kurz darauf wurde der 30. November zu einem nationalen kirchlichen Feiertag erklärt. Doch wie wird dieser Tag in Rumänien gefeiert?

In einigen Gebieten Rumäniens gleicht die Feier dieses Tages eher einer Serie von mystischen Bräuchen, Zauberriten oder magischen Praktiken, die stark von heidnisch-spirituellen Wurzeln geprägt sind.

Colacul de Andrei - In einigen Teilen der Moldau und der Bucovina tritt dieser Brauch verstärkt auf. Junge Mädchen sollen dabei herausfinden, ob sie je glücklich in ihrer Ehe werden. Ein "Colac" ist ein Gebäck, welches Ähnlichkeiten mit einem Hefezopf besitzt, jedoch ringförmig ist.

Die unverheirateten Mädchen treffen sich bei einem der Mädchen und jede bäckt für sich einen Colac. Nachdem das Gebäck ausgekühlt ist, wird eine Knoblauchzehe darauf gesetzt. Danach gehen sie wieder nach Hause und stellen ihr Gebäck an einen warmen Platz im Haus. Eine Woche lang wird nun abgewartet, ob die Knoblauchzehe zu treiben beginnt. Tritt dieser Fall ein, so dürfen sich diese Mädchen freuen, denn das Glück wird sie stets begleiten.

Bocetul Andreiului - ist ebenfalls ein Ritual, das aus heidnischen Zeiten stammt. Junge Mädchen schneidern aus Lumpen eine Puppe, die das vergangene Jahr symbolisiert. Danach beweinen sie diese Puppe wie einen Toten. Einst musste bei diesem heidnischen Fest auch ein Tier geopfert werden, doch heute verzichtet das Ritual darauf. Es wird vermutet, daß das Schlachten der Schweine zu dieser Jahreszeit das frühere Tieropfer ersetze.

Păzitul usturoiului - In der Nacht des Sfântul Andrei wird in einigen Teilen der Moldau und der Bucovina ein Fest gefeiert, welches der Silvesterfeier ähnelt. In einem Haus versammeln sich 10-12 junge Mädchen, die ein Brot, etwas Knoblauch und eine Flasche Schnaps mitbringen. Die Sachen werden auf einen Tisch gelegt und es werden ein paar Osterkerzen angezündet. Danach übernehmen zwei alte Frauen die Aufgabe, die ganze Nacht auf den Tisch mit den Waren aufzupassen. Junge Männer und Musikanten finden sich ebenfalls in dem Haus ein. Man feiert und tanzt bis der Tag anbricht. Abschließend erhalten die Mädchen die bewachten Waren zurück, von denen keine fehlen darf. Vermisst ein Mädchen dennoch etwas, so wird es im Leben leider kein Glück haben.

Das Brot wird gegessen, der Schnaps getrunken. Den Knoblauch nimmt jedes Mädchen wieder mit nach Hause. Bei Bedarf wird dieser Knoblauch als Heil- und Wundermittel eingesetzt oder im Frühjahr in die Erde gesät.

Noaptea Lupului - Die Nacht des Wolfes heißt diese Nacht noch.

Man sagt in dieser Nacht würde der Wolf dämonische Züge annehmen. In manchen Gebieten werden die Kinder abends zu den Straßenkreuzungen geschickt, damit sie in alle Richtungen Mehl streuen, um den Wolf davon abzuhalten, die Schafe anzugreifen.

In anderen Teilen des Landes versuchen die Leute den Wolf mit Knoblauch fernzuhalten. In der Abenddämmerung werden Tore, Pforten, Fensterrahmen und manchmal auch Türklinken mit Knoblauch eingerieben. Diejenigen die sich besonders fürchten, reiben ihre Brunnen mit Knoblauch ein und stopfen sogar ihre Schornsteine zu.

Die Nacht des Sfântul Andrei ist die wichtigste Nacht des Jahres für Aberglaube, Zauber und Wunder. Doch ist die Nacht vorbei, wird mit dem Einbruch des Winters gerechnet. Folglich spricht man dann von dem "Andrei de iarnă" und alle bereiten sich auf die kalte Jahreszeit vor.

© by Ingrid F.

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