Die Windkrafträder am Semenic

von Gudrun Pauksch

Der Semenic, benannt nach dem gleichnamigen Gebirge (oder umgekehrt? ) ist 1410 m hoch. Das Semenicgebirge befindet sich im Südwesten Rumäniens. Die nächste größere Stadt ist Resita und lässt sich über ein kurvenreiches Sträßlein mit einer Stunde Fahrzeit und vielen schönen Ausblicken erreichen.

Warum ist es etwas besonderes, adventskalenderwürdiges, dass auf dem Berg Semenic ein paar olle verrostete Windkrafträder stehen? Windkrafträder gibt es doch unterdessen überall und manchmal für meine Augen schon ein bißchen zuviel!

Ich bin schon einige Male mit Freunden hinauf auf den Gipfel gefahren und immer wenn ich fragte, was sind denn das für alte Konstruktionen, bekam ich die lapidare Auskunft, dass die schon seit Caucescus Zeiten da stehen. Mehr weiß man nicht.

Ich gab mich zufrieden, aber in diesem Jahr hielten wir doch mal an und ich fotografierte die alten Zeugnisse heroischer Ingenieurskunst Rumäniens.

Die Treppentürme sind unverschlossen und man kann sich die Innereien, sofern nicht geplündert, ansehen und vielleicht sogar bis in die Kabinen klettern.
Schaltschrank!

Auch von außen haben die Konstruktionen einen wunderschönen massiven Charme.

Nach dem Urlaub machte ich mich an die Recherche und fand leider fast nichts über die Windkrafträder auf dem Semenic. Nur über Umwege und mit Ninas Hilfe bei der Übersetzung fand ich schließlich folgende Informationen:

Quelle: http://jurnalul.ro/stire-special/agregatul-aeroelectric-un-proiect-falimentar-512578.html (herzlichen Dank Leopold Fried)

Für Caucescu war es wichtig unabhängig zu sein, das betraf besonders Rohstoffe, die ZUR die Energieversorgung dienten. Deshalb kamen die Kommunisten in Bukarest auf die Idee, die Energieversorgung in Dörfern mit Wasser - oder Windkrafträdern zu bewältigen. Vor mehr als 25 Jahren wurde deshalb von der Firma ICM BOSCA Metellbau aus dem Landkreis Caras - Severin der Protyp eines Windrades entwickelt. 3 Probewindräder gab es, von denen eins noch heute funktionstüchtig sein soll. Bis 1990 hat es Strom ins nationale Netz eingespeist.

Caucescu war sehr stolz auf die Arbeit seiner Ingenieure und hat sich oft nach den Fortschritten bei der Entwicklung erkundigt. Virgil Ulturas war maßgeblich an der Konstruktion beteiligt und erinnert sich noch heute daran , was für eine große große Herausforderung das Projekt war. Für die Techniker in Bosca waren die Windkrafträder absolutres Neuland und es wurde ganz ohne ausländische Hilfe getüftelt und gebaut. Es gab große techniche Probleme, die allerdings der Öffentlichkeit verschwiegen wurden. Am schwierigsten war die dynamische Equilibierung der Helix. Mitte 1989 war schließlich die Konstruktion des Prototypes fertig und der erste Pylon wurde aufgestellt.
Es sollten insgesamt 300 Windräder hergestellt uns ans nationale Netz angeschlossen werden. Auf Grund der Schwierigkeiten zog man kurzzeitig in Erwägung die Helix zu importieren, wovon man aber dann doch absah. Noch während des Baus mußten viele Änderungen vorgenommen werden. Sehr schwierig gestaltete sich die Montage der Rotorblätter auf die Helix in großer Höhe und bei starkem Wind. Dieses Problem konnte nur mit dem Aufbau von Spezialgerüsten gelöst werden. Das Projekt ist nie über das Forschungsstadium hinaus gegangen, könnte aber, so Virgil Ultras sofort wieder aufgenommen werden, wenn sich eine Finanzierung findet. Die Konstruktionsmannschaft bestand aus 20 Personen, von denen schon viele verstorben sind. Virgil ultras lebt noch heute in Bosca.

Natürlich gibt es auf dem Semenic auch wunderschöne Aussichten!

Ein Ausflug lohnt sich auf jeden Fall.

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