Bekanntschaft mit Bären


von Klaus Kastner (✝)

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Gesucht und gefunden
Bären
Im Jahr 2008 fahre ich mit mei­nem Freund Kars­ten das ers­te mal nach Ru­mä­nien. Drei Mo­na­te wol­len wir das Land mit dem Ruck­sack be­rei­sen. Wir ar­bei­ten ei­ne Tour mit meh­re­ren Etap­pen aus. Am En­de je­der Etap­pe ei­ne Se­hens­wür­dig­keit und da­zwi­schen das pu­re Aben­teu­er Ru­mä­nien. Doch da­mit nicht ge­nug, es fällt der Satz: „Wir fah­ren nicht nach Hau­se oh­ne ei­nen Bä­ren ge­se­hen zu ha­ben.“
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Ich möchte nicht mit Zah­len um mich wer­fen, denn es weiß kei­ner ge­nau und die Schät­zun­gen va­ri­ie­ren be­acht­lich. Je­doch ei­nes ist si­cher, Ru­mä­nien hat, von Russ­land ein­mal ab­ge­se­hen, das größ­te Bä­ren­vor­kom­men in Eu­ropa.
Welche Illusion, ei­nen Bär se­hen und da­mit mei­ne ich nicht die Bä­ren in der Vor­stadt von Bra­sov. Rech­net man die An­zahl der ver­meint­lich noch exis­tie­ren­den Bä­ren auf die Flä­che des Lan­des, dann... . Ich bin de­pri­miert.
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Egal, eigentlich war die Auf­ga­be schon am zwei­ten Tag er­füllt.
Bier
Bier
Die Tage und Wochen verge­hen. Je­der von uns Bei­den er­lebt die­ses wun­der­ba­re Land auf sei­ne Art und Wei­se. Kars­ten be­reist den Sü­den, ich den Nor­den. Mein Zelt ha­be ich in Iz­vo­rul Mun­te­lui am Fu­ße des Na­tio­nal­parks Ceah­lau auf­ge­schla­gen. Dort ler­ne ich auch den Park­hü­ter Mi­hai ken­nen.
Mann arbeitet
Wir sprechen über Gott und die Welt, na­tür­lich ge­hört da auch ein kräf­tig, wohl­schme­cken­der Zui­ka da­zu und ein, zwei Ur­sus. Ach ja, Ur­sus, da war doch noch et­was. Da­rauf fra­ge ich Mi­hai nach Bä­ren und ob er schon ei­nen ge­se­hen hat. Nach ei­nen Zui­ka war mein Ru­mä­nisch per­fekt, je­den­falls glaub­te ich es. Sei­ne Ant­wort lässt mei­ne Hoff­nung schwin­den. Dann aber zeigt er mir ein Bild. Da­rauf ist ein Bär, in ge­büh­ren­den Ab­stand, zu se­hen. Mi­hai sagt mir, dass es ein Kol­le­ge von ihm fo­to­gra­fiert hat. Der nächs­te Tag bricht an und ich pa­cke mein Zelt. Das Ziel, die Ca­ba­na Do­chia 1750 m hoch ge­le­gen. Der Weg führt stun­den­lang durch steil auf­stei­gen­des Wald­ge­biet. Zwi­schen­durch gibt es kaum Aus­bli­cke, wie diesen.
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Mann vor Bergaussicht
Ich befinde mich unter­halb der Ca­ba­na Do­chia auf ei­nen Zelt­platz, mit fan­tas­ti­schen Blick in das Tal und auf den Stau­see Izvo­rul Mun­te­lui. Es um­gibt mich ei­ne wun­der­ba­re Stil­le, ein­zig ein paar Hun­de freu­en sich über mei­ne An­we­sen­heit und wa­chen in der Nacht ne­ben mei­nem Zelt. Tags­über wan­de­re ich, ge­nie­ße den Aus­blick, die Stil­le, so­wie die herr­li­chen Son­nen­un­ter­gänge.
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Berglandschaft
Berglandschaft
Berglandschaft
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Berglandschaft
Berglandschaft
Berglandschaft
Meine Reise geht in Rich­tung Bu­cegi. Da­mit ich nicht je­den Tag mein Ge­päck schlep­pen muss und ich abends nach mei­nen Aus­flü­gen in den Ge­nuss ei­ner war­men Du­sche kom­me, stel­le ich das Zelt auf ei­nen Zelt­platz in Bran mit dem wohl­klin­gen­den Na­men „Vam­pire Cam­ping“. Von hier un­ter­neh­me ich täg­lich Wan­de­run­gen in die Ber­ge. Und dann pas­siert es.
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Keine Angst, ich sehe kei­nen Bä­ren. Aber die Spu­ren und ei­nen Kratz­baum in ei­nem dich­ten Wald­ge­biet. An­ge­sichts die­ser Kraft mit der die Spu­ren hin­ter­las­sen wur­den, he­ben sich mei­ne Na­cken­haa­re. Trotz­dem freue ich mich rie­sig über die­se Ent­de­ckung.
Bärenspuren
Bärenspuren
Bärenspuren
Am darauf folgenden Tag wan­de­re ich er­neut in die Ber­ge. Ober­halb Si­mon in Rich­tung Ca­ba­na Pa­di­na, beo­bach­te ich am frü­hen Nach­mit­tag, wie die Hir­ten ih­re Kü­he zum Mel­ken ein­trei­ben. Mit gro­ßen Ap­pe­tit auf fri­sche Kuh­milch be­ge­be ich mich in Rich­tung Hüt­te der Hir­ten. Auf hal­ben Weg ru­fe ich Ih­nen zu, ob ich nä­her kom­men kann (we­gen der Hun­de). Ein Hir­te ant­wor­tet und läuft mir ent­ge­gen, ich ver­ste­he ihn nicht und lau­fe wei­ter. Zu vor­ei­lig. Im nu bin ich von 5 Hun­den um­ge­ben, die wild bel­len. Für mich kein Pro­blem, das ha­be ich schon öf­ters er­lebt. Nur war da ein Hund der nicht bell­te son­dern grim­mig knurr­te. Gä­be es das Sprich­wort nicht, so hät­te ich es er­fun­den. Je­den­falls ist es mein ers­ter Ge­dan­ke, nach­dem der Hund von mei­ner Wa­de pro­bie­ren woll­te. Das be­herz­te Ein­grei­fen des he­ran­ei­len­den Hir­ten be­wart mich vor schlim­meren.
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Wade mit Bissspuren
Hirte
Berglandschaft
Diese Begebenheit hat aber ir­gend­wie sein Gu­tes. Denn ich be­kom­me Zui­ka, fri­sche Milch, selbst ge­ba­cke­nes Brot mit Kräu­tern, Kä­se und darf nach mei­ner Rück­kehr auf dem Zelt­platz, vier Ta­ge auf die­sem, an mein Zelt ge­fes­selt ver­brin­gen. So lern­te ich ei­nen Nie­der­län­der ken­nen, der je­des Jahr für meh­re­re Wo­chen auf dem Zelt­platz ar­bei­tet. Wir er­zäh­len über un­se­re Er­leb­nis­se und zei­gen Bil­der. Ich zei­ge ihm auch die Bil­der vom Kratz­baum und die Spu­ren des Bä­ren. Da meint er la­chend; „Ich ken­ne da ei­ne Ge­gend, da wirst du mit Glück Bä­ren se­hen kön­nen.“
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Warnschild
Große Warnschilder zeigen es gibt ihn, den Bären.
Anfangs wandere ich den Ser­pen­ti­nen fol­gend von Si­na­ia in Rich­tung Co­ta 1400. Dann kür­ze ich die Ser­pen­ti­nen ab, in dem ich den Wald­weg lau­fe. Ein Ra­scheln und Kna­cken lässt mich in­ne­hal­ten. Ich schaue um mich und plötz­lich stockt mir der Atem. In ei­ni­ger Ent­fer­nung taucht ein Bär aus dem Di­ckicht auf. Al­les um mich ist ver­ges­sen. Das Adre­na­lin schießt em­por, mir wird heiß und ich füh­le mei­ne Schlä­fen wer­den je­den Mo­ment ex­plo­die­ren. Noch schlim­mer, der Bär be­wegt sich auf mich zu. Gefühl­te 2 Me­ter, si­cher­lich sind es 10 Me­ter, ich weiß es nicht, vor mir bleibt er ste­hen. Bin ich doch sonst so mu­tig, ist in die­sem Mo­ment nichts mehr da­von zu spü­ren. Auch die Ka­me­ra zu he­ben und die­sen Mo­ment fest­zu­hal­ten, keine Chan­ce. Ich bin er­starrt.
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Irgendwie Glück gehabt! „Ich bin einem Bären begegnet.“
Ein neuer Tag, ich organisiere ei­nen Miet­wa­gen, fah­re in die Re­gion. War­te am Stra­ßen­rand, fah­re die Ser­pen­ti­nen auf und ab und war­te wie­der. Es hat sich ge­lohnt. Tat­säch­lich be­kom­me ich ei­nen Bä­ren zu Ge­sicht, aber Mo­ment, das sind zwei Bä­ren. Jetzt kom­men sie auf der Stra­ße ge­lau­fen. Dies­mal bin ich ab­so­lut fas­zi­niert bei dem An­blick (ich be­fin­de mich ja in Si­cher­heit). Da stellt sich die Fra­ge, wa­rum lau­fen die­se Tie­re am Tag auf der Stra­ße he­rum? Ei­gent­lich sind sie scheu und mei­den den Mensch. Mir wird klar, wie sehr sie sich an die An­we­sen­heit des Men­schen ge­wöhnt ha­ben, der sie be­staunt und manch ei­ner zu sei­ner Be­lus­ti­gung an­füt­tert und pro­vo­ziert. Es ist fas­zi­nie­rend die­se Tie­re in der Na­tur zu se­hen. Aber man darf nie den Res­pekt ver­lie­ren, es sind und blei­ben Wild­tiere.
Bären
Bären
Bären
Bären
Bären
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Bären
Bären
Bären
Bären
Bären
Bären
Bären
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