Die Tür am Buckel


Text ausgesucht von Richard Kreiling aus Chemnitz/Reschitz
Zeichnungen: Kaspar, 8 Jahre und Loviisa, 11 Jahre aus Ilola/Finnland

Schneemann
Schneemann
Schneemann
Na, war ach aamal a Mann und a Weib – a ar­mer Mann und a ar­mes Weib – und dee wa­ren ach a bißl dumm. (Frü­her wa­ren die Leut alli dumm, sie wa­ren nit so gscheit wie heut, sein in ka Schul nit gan­gen!) Und alli Tag sein s`allmal um Holz gan­gen, der Wald war nit weit. Jetz aamal sein s`ach fort­gan­gen, und er hat gsagt: „Hörst, Aldi, hast du die Tür zu­gsperrt?“ „Naa, i hab sie of­fen­las­sen.“ „Geh zu­ruck und sperr zu, daß ka Dieb ins Haus nein­geht!“
gemaltes Bild
Sie is z`Haus gangen, hat die Tür aus­ghän­gelt, hat an Strick gnum­men und hat die Tür afn Bu­ckel gnum­men. „Es is bes­ser so wie zu­sper­ren“, hat sie gsagt, „so kann die Tür nie­mand auf­ma­chen und kann aa nie­mand ins Haus nein.“ „Um Got­tes wil­len, Al­di, bist du a dum­mes Weib!“ Jetz sein sie halt gan­gen weit in Wald, ha­ben Holz fer­tig gmacht, an Bin­kerl zsamm­bun­den – af aamal haben sie Hu­fen ghört. „Los, Aldi, Pferd`! Des sein die Rau­ber! Wenn sie uns da fin­den, dee brin­gen uns um!“ Sie wa­ren grad un­ter an Tan­nen­baam gstan­den, der war groß, mit die Äs­ter bis un­ten af die Er­den, dicht und so fins­ter, daß ma nit gsegn hat, wenn je­mand oben war im Baam. „Da steig`ma nauf!“ Die Äs­ter wa­ren bis un­ten, ma hat gut nauf­stei­gen kön­nen. Sie hat die Tür nit vum Bu­ckel ge­ben! Sein sie aufi­krap­pelt bis in die Kron und ha­ben sich ver­steckelt.
Schneemann
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Richtig, sein zwölf Rau­ber kum­men und ha­ben sich grad un­ter dem Tan­nen­baam gla­gert; sie ha­ben a gro­ßes Feu­er an­gmacht; ihnari Pferd wa­ren auf­gla­den mit Säck; der Koch hat in Kes­sel vum Pferd nun­der­gnum­men, aaner hat Fleisch ver­schnit­ten, der an­deri hat Zwie­fel ver­hackt, sie ha­ben im Kes­sel he­rum­grührt - af aamal sagt as Weib oben im Baam: „Al­der, i kann die Tür nit mehr hal­ten am Bu­ckel!“ „Aldi, i bitt dich schön, laß die Tür nit run­der­fal­len, wenn dee segn, daß ma da oben sein, dee brin­gen uns um! “Un­ten bei die Rau­ber waras Pa­pri­kasch schun bald fer­tig, sagt die Aldi wie­der:“ Alder, i kann die Tür nit mehr af mir hal­ten!“ „Aldi, i bitt dich, halt aus! Wenn die Rau­ber uns da fin­den, dee ha­ben ka Er­bar­men mit uns!“
gemaltes Bild
etz, as Paprikasch war fer­tig, die Rau­ber ha­ben ges­sen und ha­ben an­gfan­gen, as Göld zu zäh­len - sagt die Aldi wie­der: „Alder, i laß die Tür run­der­fal­len!“ „Aldi, du bringst uns ins Un­glück! Wenn die Tür nun­der­kummt, fan­gen sie uns!“ „I kann nim­mer mehr!“ Der Aldi hat zit­tert, aber ihr war´s al­les aans. Sie hat in Strick los­gmacht, hat der Tür an Ru­cker ge­ben und hat si schön run­der fal­len las­sen. Wie sie so gfal­len is vun Ast zu Ast, da hat`s pras­selt und kracht. Die Rau­ber sein der­schro­cken; was kummt da, was kracht da bei hel­lich­tem Sun­nen­schein? Ölfi sein da­von glof­fen. Aber der Rau­ber­haupt­mann, der größti un­ter ih­nen hat sich denkt, er als Rau­ber­haupt­mann soll sich fürch­ten? Er is ste­hen blie­ben und hat nauf­gschaut. Und wie er so in Mund auf­gris­sen hat und hat gschaut, was da run­der­gflo­gen kummt, bums! Hat ihm die Tür in Mund und as Kinn run­der­gschla­gen. Er hat wol­len im­mer schrein, sie sol­len nit lau­fen, die an­dern, hat aber nur kön­nen sa­gen: Bl- bl- bl- bl- bl... Er hat deut mit der Hand: kummts zu­ruck! Dee sein aber des­to mehr glof­fen. Sie ha­ben Angst ghabt und sein nim­mer zu­ruck­kum­men. Und der Aldi is nun­da­kum­men vum Baam. Er hat zit­tert wie a Laub­frosch. As Göld vun die Rau­ber und die Pferd mit die Säck - al­les is dort blie­ben. „Siegst, Aldi, mit dei­ner Dumm­heit sein ma reich worn!“
Sack
Er hat as Sackel Geld afn Buckel gnum­men, hat Holz da­rü­ber deckt, und so hat er`s z`Haus gschleppt. (Der Rau­ber­haupt­mann werd gstor­ben sein, und so ha­ben sich die Rau­ber ver­streut, ma hat nix mehr vun ihna ghört.) Und der dummi Mann mit dem dum­men Weib sein reichi Leut worn. Geld ha­ben sie ghabt ge­nug - mir ha­ben sie nix da­von geben!
Schneemann
Aus dem Buch "Mär­chen und Sa­gen aus dem Ba­na­ter Berg­land" von Ale­xan­der Tietz, Kri­te­rion Ver­lag, Bu­ka­rest 1976
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