Bis zuletzt stand offen, mit welchem Verkehrsmittel wir diesmal nach Rumänien, wo wir das orthodoxe Osterfest erleben wollten, reisen. Mit dem Zug – das hätte mehrmaliges Umsteigen mit all unserem „Gepäck“ bedeutet, mit dem Reisebus – was man entsprechend vorbuchen muss- oder mit unserem guten alten T3 – Bus, der wie immer bis zum letzten Moment in der Werkstatt verweilte. Diesmal musste er die zusätzliche Hürde „TÜV“ absolvieren, und traf auf einen besonders akribischen Menschen, der immer wieder neue Unzulänglichkeiten fand. Zu guter Letzt stellte man fest, dass die Fahrgestell-Nr. nicht mit dem Kfz-Brief übereinstimmte… Nach Überwindung aller bürokratischen Hürden und der minimalen Verspätung von einem Tag stand nun unserer Abreise nichts mehr im Wege.
Unterwegs übernachteten wir in einer kleinen Pension in der Slowakei, denn der Platz zum Schlafen im Bus war belegt.
Unsere gewählte Strecke führte uns diesmal durch die Ukraine, was uns doch einige abenteuerliche Momente mit den Grenzposten und im weiteren Verlauf auch mit der örtlichen Polizei bescherte, immerhin schmuggelten wir 30 Osterbeutel mit Schokolade für eine Schulklasse nach Rumänien…
Irgendwann am späten Abend durften wir endlich die ukrainisch-rumänische Grenze passieren, so dass die Aussicht bestand, noch vor Mitternacht im Gästehaus Weintal bei Björn und Florentina Reinhardt einzutreffen. Immerhin hatte der Blumenstrauß für das Geburtstagskind Florentina schon zwei Tage im Bus aushalten müssen…..
Nachdem sich Jochi noch mitten im dunklen Wald unter unseren Bus werfen musste, um das Dauerhupen abrupt zu beenden, erreichten wir erschöpft, aber glücklich um 23.55 noch rechtzeitig vor Ablauf des Tages unser Ziel und bekamen sogar noch etwas von der Geburtstagstorte ab.
Am nächsten Morgen brachen wir gemeinsam mit Björn in die Schule nach Poienile de sub Munte auf, wo der Jenaer Verein „Eine-Welt-Haus e.V.“ im Jahr 2011 das Projekt „Kinderberg“ ins Leben rief. Hier erhalten 20 – 30 Kinder aus sozial schwachen Familien ein- bis zweimal wöchentlich eine besondere Förderung. Talentierte Kinder bekommen zusätzlichen Unterricht im Malen und Zeichnen, eine andere Gruppe erhält Nachhilfeunterricht, um ihnen später bessere Chancen zu ermöglichen.
Alle Kinder sind sehr wissbegierig und lernen gern. Es gibt Nachhilfeunterricht in Mathematik und Englisch, der, wie auch der Malkurs, von engagierten Lehrern ehrenamtlich gegeben wird.
Die Lehrerin Emilia, die vor Ort das Projekt leitet, kümmert sich rührend um das Wohl ihrer Schützlinge.
Sofort hatten wir ein Zwillingspaar in unser Herz geschlossen, einer Rechts- der andere Linkshänder. Gern hätten wir eine Patenschaft übernommen, um ihnen Hilfe für die Augenfehlstellungen, von denen beide betroffen sind, zu ermöglichen. Aus unerfindlichen Gründen kam dies leider nicht zustande.
Der nächste Ausflug brachte uns zu den „fröhlichen Schwestern“ Liliana und Maria, die in einer bescheidenen Hütte in Poienile Izei leben.
Sie erwarteten uns bereits und empfingen uns mit leckeren Eierkuchen. Natürlich gab´s zum Empfang auch den obligatorischen Tuica.
Trotz vieler Schicksalsschläge und Entbehrungen strahlen sie Herzlichkeit und Lebensfreude aus.
Aber das Beste – fand ich – war das Huhn unter´m Bett, das die Eier ausbrütete….
… und die Konstruktion vor der Lampe, die das Licht abdunkelt, wenn Maria schon schlafen will und Liliana noch fernsehen möchte.
Die Beiden sind nicht nur fröhlich, sondern auch fleißig, sodass wir auch noch feines Tuch erstehen konnten…
Aber nicht nur wir, sondern auch unser Bus hatte Anspruch auf Urlaubserlebnisse – und so fanden wir auch für ihn wieder mal eine Werkstatt……
Der Höhepunkt unserer Reise war das orthodoxe Osterfest, das wir in der Kirche in Botiza miterleben konnten.
Alle Bewohner des Dorfes bringen ihre Körbe mit leckerem Essen zur Kirche.
Nach der Segnung der Körbe werden die Armen und die Reisenden mit Essen beschenkt, man feiert das Ende der Fastenzeit und sitzt gemütlich in den Familien zusammen.
Auf dem Heimweg nahmen wir – wie in Rumänien üblich – auch noch ein paar „Tramper“ mit. Ursprünglich stand nur ein alter Mann am Straßenrand, den wir gern einsteigen ließen. Aber hinter der Kurve standen noch weitere Familienangehörige, die auch mit mussten…
Leider hielt der Rahmen der Sitzbank dem Gewicht nicht stand……. Aber dank des Weihwassers, welches wir in einer kleinen Flasche in der Kirche erhalten hatten, schaffte unser guter alter Bus auch die Rückfahrt nach Deutschland in die Werkstatt…