Die Schlammvulkane von Berca


von Aurelia L. Porter

Vulkane kennt jeder – aber SCHLAMM-Vulkane?
gemaltes bild von einem Vulkan um welchen ein Drache fliegt
Fast die Hälfte aller Schlammvulkane weltweit befinden sich in Aserbaidschan. Es gibt noch welche in Bulgarien, Italien und in der Ukraine. Aber die größten Schlammvulkane Europas kann man in Rumänien bestaunen. Und das Beste: sie sind am aktivsten und eruptieren alle paar Minuten!
gemalter Wecker
Was daran so besonders ist, abgesehen von ihrer Seltenheit? Sie spucken statt heißer Lava kalten Schlamm. Durch Gaseruptionen unter der Erde wird Grundwasser vermischt mit lehmhaltigen Boden an die Oberfläche gedrückt, teilweise aus einer Tiefe bis zu 3 km!
gemaltes Bild von einem Drachen welcher im Inneren des Vulkans Wasser und Lehm vermischt
Landkarte von der Umgebung von Buzau
Aurelia läuft über die Schlammvulkane
gemaltes Bild eines Auges vor Vulkanbergen
Eigentlich befanden wir uns nur auf dem Rückweg von Iasi nach Bukarest. Aber weil ich mal etwas über diese Schlammvulkane in der Region um Buzau gelesen hatte, dachte ich, es könne nicht schaden, hier einen Autostopp einzulegen und sich die grauen blubbernden Dinger einmal mit eigenen Augen anzuschauen.
gemaltes Bild von einem Messer in einer Peperoni
Aber DAS hätte ich nicht erwartet! Es war schon etwas später am Tag. Die Sonne stand tief und warf lange Schatten, sodass sämtliche Konturen gestochen scharf hervortraten.
Foto vom Schlammvulkan Foto vom Schlammvulkan getrockneter Vulkanschlamm mit Schatten von Aurelia und ihrem Mann
gemaltes Bild mit Mond auf dessen Nase ein Vuilkanberg mit einem Menschen steht
Ein völlig unwirkliches Bild tat sich vor uns auf. Und hätten nicht die umliegenden Ausläufer der Ostkarpaten dieses einzigartige Gebilde heimelig umschlungen, hätte ich wohl geglaubt, auf den Mond gebeamt worden zu sein.
Foto von frischem Schlamm, welcher aus dem Vulkan fliesst Foto mit Vulkankeglen und frischen Schlamm Foto von getrockneten Vulkanfurchen
gemaltes Bild einer Kinderhand mit Schlamm
Wir blickten auf eine karge und trotzdem absolut faszinierende Landschaft aus Kratern, Furchen, Wölbungen, kleinen blubbernden Pfützen (Schlammseen wäre wohl das korrekte Wort dafür) und wie von Kinderhand geformten Kegeln aus Baggermatsch.
foto von Vulkankegel mit blubernder Schlammblase Foto von kleinem Vulkankegel Foto von Vulkankegel
gemaltes Bild von einem Drachen
Eine Legende besagt, dass die Kegel von einem Drachen geformt worden seien, während sich für die Schlammseen die Oger verantwortlich zeichneten. – Wie könnte es im Land der Märchen und Mythen auch anders sein? Nichts anderes hatte ich erwartet!
Foto von Hinweistafel
Foto von Hinweistafel
Und so wurden wir auch gleich beim Eingang mit sehr anschaulichen Tafeln darauf hingewiesen, den hier hausenden Drachen möglichst nicht zu verärgern. Ein solches kann zum Beispiel ganz leicht passieren, wenn man eine der seltenen auf salzhaltigem Boden wachsenden Pflanzen ausreißt, um sie als Souvenir mit nach Hause zu nehmen. Dann drohen drakonische Strafen … siehe Foto!
gemaltes Bild von Verbotstafel
Beim Eingang informiert ein großes Plakat über die Pflanzenwelt des Drachengartens. Einige wenige Exemplare haben wir sogar entdeckt.
Fototafel von Pflanzenwelt im Drachengarten foto von Vulkankegel mit Pflanze Foto von Pflanzen
gemaltes Bild von Kind wleches über Vulkankegel springt
Der Eintritt in dieses sagenhafte Gebiet kostet für Schüler 1 Leu (20 Cent), für Studenten 2 Lei und für Erwachsene 4 Lei. Noch! Also nicht der Rede wert. Und dafür darf man dort überall frei herumlaufen (ebenfalls: noch!), um auf die großen und kleinen Blubberblasen zu warten, dem Schlammrinnsal (einer Levada optisch nicht unähnlich) nachzuschauen, über tiefe Krater zu springen, nach raren Pflanzen Ausschau zu halten und diese einmaligen Formationen einfach auf sich wirken zu lassen.
Fotoserie eines Vulkankegels mit aufsteigender Blubberblase 1 Fotoserie eines Vulkankegels mit aufsteigender Blubberblase 2 Fotoserie eines Vulkankegels mit aufsteigender Blubberblase 3 Foto von Schlamm, welcher in einer Rinne fliesst Foto von aktivem Vulkankegel Foto von langer Schlammrinne
Der Boden ist weit weniger matschig als befürchtet. Trotzdem ist auf dem glitschigen Untergrund Vorsicht geboten. Ein Hautkontakt mit dem Schlamm sei zu vermeiden, klärte uns der Mann am Eingang auf. Aufgrund des hohen Salzgehaltes könnte es zu Verätzungen kommen. Verstanden. Also nur gucken, nicht anfassen!
gemaltes Bild von 3 Menschen welche um einen Vulkan stehen
An manchen Stellen sah der Boden wie Elefantenhaut aus – grau und faltig, an anderen wie ein an der Oberfläche gerissener Brotteig.
Foto von getrockneten Vulkanschlamm 1 Foto von getrockneten Vulkanschlamm 2 Foto von getrockneten Vulkanschlamm 3
gemaltes Bild von mehreren Drachen bei Nacht
Jetzt müsste ich wohl noch etwas über die Entstehung der Schlammvulkane sagen, hm … Na gut. Also: Der dort hausende Drache spielt halt gerne mit dem wasserärmeren Schlamm, weil er so schön klebt und sich darum wunderbar zu Kegeln formen lässt. Er tut dies jedoch höchst selten, vielleicht einmal alle paar Jahre, und nur in unbeobachteten Momenten, wenn keine Menschenseele zuschaut. Dann wird – schwuppdiwupp, quasi über Nacht – ein neuer Vulkan geboren. Die Oger hingegen begnügen sich mit dem nasseren Schlamm, der jedoch nur zu kleinen Pfuhlen taugt. Sie sind eben ein Volk der Unterwelt, während der Drache sich gerne in die Lüfte erhebt.
Foto von großem Vulkankegel mit Schlammsee im Hintergrund
Großaufmahme eines aktiven Schlammloches
gemaltes Bild mit Rezept und Drachen
Wir hatten das Glück, des Drachen Küchenrezept zu entdecken, in dem Schritt für Schritt geschrieben steht, wie man einen Schlammvulkan herstellt. Also …
Man nehme:
gemaltes Bild mit Drachen und Torte
Zubereitung:
  1. Walze den Salzberg mit einem Nudelholz zu einer glatten Fläche aus
  2. Tränke die eine Hälfte der porösen Steine mit einem Petroleum-Gas-Gemisch
  3. Tränke die andere Hälfte mit Wasser
  4. Verrühre die vollgesogenen Steine mit Lehm
  5. Bedecke den Tortenboden zunächst mit den gas- und petroleumhaltigen Steinen
  6. Schichte dann das wasserhaltige Gestein obenauf
  7. Platziere die Torte nun auf den in Schritt 1 vorbereiteten Salzteig und lasse alles für ein paar Millionen Jahre ruhen …
Mann steht auf dem getrockneten Vulkankegel und fotografiert Foto von 3 Personen auf ausgetrocknetem Vulkan foto von getrockneten Furchen von Vulkanschlamm
So. Nun wisst ihr Bescheid. Des Drachen Geheimnis ist gelüftet. Und während sein Vulkanteig ruht und irgendwann wie ein Hefeteig zu gären und darüber hinaus zu brodeln beginnt, wacht er sorgsam über seinen Schlammvulkangarten und passt auf, dass kein Menschlein darin etwas beschädigt oder klaut. So ein Naturkunstwerk entsteht schließlich nicht von heute auf morgen. Da ist Geduld gefragt, welche die Menschheit nur selten hat. Dazu braucht es eben das Gemüt eines rumänischen Drachen.
gemaltes Bild von einem Drachen
Also: Unbedingt angucken gehen, solange man dort noch frei herumlaufen darf!
Foto von Aurelia auf getrockenetem Vulkanschlamm Foto von Hinweistafeln Foto von angelegtem Steinweg
gemaltes Bild mit Dankesherzen
Ein herzliches Dankeschön an den Verein Geoparcul Tinutul Buzaului für die ebenso informativen wie humorvollen Schautafeln am frisch angelegten Lehrpfad, welche das Geheimrezept des Drachen preisgegeben haben.
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