Urlaub – Herzen treffen Herzen!


von Tina und Frank Ehrhardt

gemalte Herzen
Endlich Ur­laub! Unklar, ob die Gren­zen ge­öff­net blei­ben oder ge­schlos­sen wer­den, fuh­ren wir An­fang Ju­ni un­se­rem Lieb­lings­land ent­ge­gen. Die in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­be­stim­mun­gen ver­kürz­ten sehr prag­ma­tisch un­se­re Fahrt zur ru­mä­ni­schen Gren­ze. Zü­gig ging es von Pots­dam über Prag – Bra­ti­sla­va – Bu­da­pest Rich­tung Arad.
gemaltes Auto
Einen wirk­li­chen Plan für die kom­men­den drei Wo­chen hat­ten wir noch nicht und so ent­schied ei­ne gu­te Freun­din: „Ihr hal­tet gleich hin­ter der Gren­ze bei Au­re­lia an und lasst die deut­sche Ge­trie­ben­heit erst­mal hin­ter euch.“ Das war soooo ei­ne gu­te Ent­schei­dung. Ob­wohl wir un­se­re Gast­ge­ber noch nicht kann­ten, ihr Haus schon gut mit Gäs­ten ge­füllt war, wur­den wir kurz nach Mit­ter­nacht mit ei­ner über­wäl­ti­gen­den Herz­lich­keit be­grüßt, an ei­nem reich ge­deck­ten Tisch be­wir­tet und lie­be­voll un­ter­ge­bracht.
gemalte Frau mit zwei Herzen in der Hand
Aurelia lebt mit ih­rem Ste­fan im al­ten El­tern­haus - ein al­tes Lehm­haus, das an al­len Ecken pu­re Le­bens­freu­de aus­strahlt und das gleich­zei­tig um Res­tau­ra­tion bit­tet. Ein per­fek­ter Ort mit hei­len­den Men­schen, um das Herz zu öff­nen und frei zu ma­chen für neue Be­geg­nun­gen und Er­leb­nis­se.
Frau füllt Wasser in eine Flasche
zwei Männer im Hof
Mann umarmt Frau
Gartenhaus mit Blumentöpfen behängt
Mann steht vor Holzkisten mit weißen Kügelchen im Garten
Sonnen­heil­mit­tel und Frank
Gefüllt mit Lie­be und be­packt mit Vor­rä­ten fuh­ren wir zwei Ta­ge spä­ter wei­ter, un­ge­fäh­re Rich­tung Si­biu, Über­nach­tung of­fen. Vor­bei an der Râ­pa Ro­șie ...
gemaltes Auto
Felswand mit Erosionen
Frau schaut auf Felswand
...kamen wir nach Cris­ti­an bei Si­biu, ei­ner klei­nen Ort­schaft mit un­ge­fähr 3.700 Ein­woh­nern, 49 be­wohn­ten Stor­chen­nes­tern und ei­ner wun­der­schö­nen Kir­chen­burg aus dem Jahr 1498. Die Burg­wäch­te­rin ist die Freun­din ei­ner Freun­din und so wur­den wir kurz­zei­tig zu Burg­be­woh­nern.
gemalte Burgwächterin und Mann in Ritterrüstung
Dorfstraße mit sechs Storchenestern auf Strommasten und Berge im Hintergrund
massive Kirchenburg
Es war wie im Mär­chen. Am frü­hen Abend verließ die Burg­wäch­te­rin ih­re Burg, über­ließ uns Frem­den al­le Schlüs­sel, emp­fahl uns den Speck­turm mit sei­nen ku­li­na­ri­schen Le­cke­rei­en und wünsch­te uns ei­ne schö­ne Zeit. Un­fass­bar über solch ein Ver­trau­en fass­ten wir uns ein Herz und er­kun­de­ten das Areal: die Win­ter­kir­che, den Speck­turm und na­tür­lich den Kirch­turm mit sei­nen Glo­cken und dem ge­ni­alen Uhr­werk der Kirch­turm-Uhr. Bei je­der Ent­de­ckung wa­ren wir sprach­los, ein­fach so im Be­sitz der Schlüs­sel zu sein. Wo­bei ei­gent­lich al­le Tü­ren of­fen stan­den und nur der Speck­turm ver­schlos­sen war.
gemalter Schlüssel mit Kirchenburg darauf
massiver Steinturm
Frau steht an einer Bar und gießt Alkohol aus einer Flasche in ein Glas
Der besondere Reiz un­se­res Au­fent­hal­tes lag tat­säch­lich, ne­ben der Schön­heit und Kraft die­ser Burg, in dem Allein­sein hier. Wir brauch­ten un­se­re Ein­drü­cke mit nie­man­dem tei­len, konn­ten al­les al­lein ver­ar­bei­ten, es gab kei­ne wei­te­ren Be­sucher wäh­rend un­se­rer Burg­herr­schaft.
gemalte Häuser
Sibiu, 10 Mi­nu­ten mit dem Au­to von Cris­ti­an ent­fernt, ist ei­ne klei­ne Stadt mit viel Freude für die Au­gen – be­son­ders, wenn man sich vom Stadt­kern ent­fernt und hin­ter die To­re schau­en darf.
schön verzierte Häuser an einer Pflasterstraße
schmale Gasse mit alten bunt angemalten Häusern
in einem Hinterhof sitzen Menschen an Tischen
Nach einer war­men und in­ni­gen Ver­ab­schie­dung von un­se­rer Burg­wäch­te­rin, be­rei­chert um ei­nen drei­bei­ni­gen Holz­stuhl als Ge­schenk, ging un­se­re Fahrt wei­ter.
gemaltes Auto
Uns erwarteten lie­be Men­schen in der Nä­he von Târ­­gu Jiu, Non­nen aus dem Klos­ter Mă­năsti­rea Sf. Ilie. Wir kann­ten uns aus dem Vor­jahr und freu­ten uns über ih­re Ein­la­dung. Der Be­grü­ßung folg­ten vie­le Um­ar­mun­gen, Se­gnun­gen und in Er­man­ge­lung der Sprach­kenn­tnis­se er­neu­te Um­ar­mun­gen.
gemalter Berg mit Kirche und Menschen
Holzkirche mit Turm zwischen Bäumen stehend
Nonne sitzt mit einer Frau auf einer Treppe
Frau mit Kopftuch sitzt auf einer überdachten Bank im Garten
Wir konnten die See­le bau­meln las­sen, un­se­re Sin­ne auf dem Markt be­tö­ren...
Vekaufsstände in einer Markthalle
...und die gesun­de Luft ge­nie­ßen.
Als Gäste im Klos­ter nah­men wir na­tür­lich auch an den Got­tes­diens­ten teil...
...und beobach­te­ten da­bei sehr fas­zi­niert die Hin­ga­be der Non­nen, die wir ja nun auch durch Kü­chen­dienst und Hof­ar­beit von ei­ner an­de­ren Sei­te kann­ten.
gemalte betende Nonne vor einem Kreuz
Wir waren jetzt schon ei­ne län­ge­re Zeit un­ter­wegs in Ru­mä­nien, tru­gen vie­le wun­der­vol­le Be­ge­gnun­gen mit un­end­lich lie­be­vol­len Men­schen im Her­zen, sa­ßen be­reits vie­le, vie­le Ki­lo­me­ter im Au­to und hat­ten ei­ne Men­ge ge­se­hen und er­lebt. Und wie es manch­mal so ist, nun war ein Punkt er­reicht, an dem es bei mir nicht mehr wei­ter ging – ich woll­te nix mehr wis­sen von Über­nach­tungs­su­che und Wei­ter­fahrt, woll­te ein­fach auf ei­ner Wie­se blei­ben.
gemalte Frau mit frustriertem Gesicht auf einer Wiese stehend
Getragen vom Wunsch, mir eine schö­ne Stel­le zum Er­ho­len zu fin­den, ent­deck­te mein Frank am En­de ei­nes klei­nen Pfa­des, hin­ter ei­nem un­ver­schlos­senen Tür­chen die­se Schau­kel. Ein kur­zer Rund­um-Blick und er ent­schied, hier­her woll­te er mich brin­gen samt Buch und Strick­zeug. Gesagt, getan…
gemaltes Buch mit roter Socke und Strickzeug
Es ist wie ein klei­nes Pa­ra­dies. Ne­ben der Schau­kel plät­schert lei­se ein klei­nes Bäch­lein, Bäu­me rau­schen mit ih­ren Blät­tern im sanf­ten Wind – ei­ne in­ten­si­ve Stil­le der Na­tur. Mein Frank baut mir aus Stei­nen ei­ne klei­ne Fuß­bank, be­räumt die Schau­kel von… Werk­zeug (?) und wir ma­chen es uns ge­müt­lich. Et­was un­be­hag­lich ist mir zwar, aber wir sind ja in Ru­mä­ni­en.
gemalte Füße auf Steinen stehend
Frau sitzt auf einer Schaukel im Garten
Wir sitzen ge­ra­de, da kommt ein Mann… groß, mus­ku­lös und mit Fra­gen. Ich schwit­ze leicht vor mich hin, Frank da­ge­gen spricht die in­ter­na­tio­na­le Spra­che der Ges­tik und des Vo­ka­bel-Misch­masches – die klei­ne Frau braucht ei­ne Pau­se und hier ist es so schön für Herz und See­le. Der gro­ße Mann hört zu, er­fasst den Sinn der Wor­te und be­deu­tet uns mit brei­ten Ar­men mit­zu­kom­men.
gemalter Mann hebt einladend die Arme einem Pärchen gegenüber
Er führt uns über den klei­nen ver­spiel­ten Bach, ei­ne üp­pi­ge Gän­se­blü­mchen­wie­se hin zu ein­em Kel­ler­ein­gang, hin­ter dem sein Wein­kel­ler uns er­war­tet. Wein­fla­schen ver­schie­dens­ter Jahr­gän­ge la­gern hier und Vor­rä­te an Țui­că, dass uns die Au­gen über­ge­hen.
gemalte Wein- und Schnapsflaschen
Vlad – so heißt un­ser Gast­ge­ber – füllt die Glä­ser und wir er­zäh­len noch ein­mal un­se­re Ge­schich­te.
zwei Männer stehen vor einer Hauseingangstür
Mann sitzt neben Weinregalen an einem runden Holztisch
Ein breites Lä­cheln geht über sein Ge­sicht und er lädt uns ein, als Gäs­te bei ihm zu blei­ben. Er baue ge­ra­de ei­ne Pen­si­on, ist aber zur­zeit halt ei­ne Bau­stel­le... Au­ßer­dem ist er bei der Na­tio­nal­po­li­zei, darf al­so ge­gen Be­zah­lung kei­ne Be­su­cher be­her­ber­gen – nun lacht er – aber Freun­de, Freun­de dür­fen bei ihm woh­nen. Al­so sind wir als Freun­de ein­ge­la­den!
Nun woh­nen wir ein paar Ta­ge bei ei­ner un­be­kann­ten ru­mä­ni­schen Fa­mi­lie, ganz un­kom­pli­ziert und völ­lig un­denk­bar für deut­sche Ver­hält­nis­se. Wir ha­ben so­gar ei­ne klei­ne Som­mer­kü­che und ein ei­ge­nes Bad.
gemaltes Bett mit Essenstisch, Dusche und Toilette
Frau pflückt im Garten Blumen
… viel Grün mit viel Lö­wen­zahn, Klee und an­de­ren Le­cke­rei­en ...
... erleben die abend­li­che Heim­kehr der Kühe ...
… sammeln etwas zum Es­sen im Ma­ga­zin Mixt ein und er­le­ben viel Spaß an der Kasse ...
kleines Mädchen bedient eine Kasse in einem Dorfladen
… und genießen die Idylle.
gemalte Herzen mit Dankeschön in deutscher und rumänischer Sprache
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