Auch in diesem Jahr haben Corinna und ich uns entschieden, dass wir unseren gemeinsamen Urlaub in den rumänischen Karpaten verbringen wollen. Nach einer streikbedingt umständlichen Anfahrt nach Polen reisten wir von dort aus mit dem Nachtzug nach Wien. Der Liegewagen war gut belegt, aber unsere Mitreisenden waren sehr angenehm und man konnte sich gut unterhalten. Vom Wiener Hauptbahnhof fuhren wir dann an einem wunderschönen Septemberabend mit dem Zug weiter in Richtung Rumänien.
Unser Ziel war Predeal, von wo aus wir unsere Wanderung ins Bucegi-Gebirge starten wollten. Aber bevor wir loswanderten, verbrachten wir drei schöne Tage in Predal und wanderten zur Poiana Susai und zur Szekler-Alm (Poiana Secuilor). Natürlich durfte auch die obligatorische Kuttelsuppe (Ciorba de Burta) und das schmackhafte Timi nicht fehlen.
Das Wochenende wollten wir in den Bergen verbringen. Dazu starteten wir am 9. September bei allerschönstem Wanderwetter zur Cabana Diham. Am Nachmittag erreichten wir die auf 1320 Meter hoch gelegene Cabana. Mama Oara, eine gestandene Hüttenwirtin, empfing uns herzlich und gastfreundlich. Das Speisen- und Getränkeangebot war typisch für eine Cabana, übersichtlich und sehr schmackhaft. Natürlich durfte ein Țuică, der traditionell rumänische Pflaumenschnaps, nicht fehlen. Im Haus waren nicht viele Wanderer und das Zimmer bot einen traumhaften Ausblick auf den Bucşoiu Mare. Da haben wir mal wieder eine wirklich tolle Cabana kennengelernt.
Am nächsten Tag wanderten wir mit unserem Gepäck zur 1720 Meter hoch gelegenen Cabana Malaiesti. Sie soll im Bucegi-Gebirge die schönste Hütte sein. Das wollten wir mit eigenen Augen sehen. Zunächst wanderten wir dem blauen Kreuz folgend bis auf 990 m talwärts. Auf zwei parallel gelegten Baumstämmen überquerten wir einen wasserreichen Bach, um nach einen kurzen Anstieg durch den Wald auf das Blaue Band zu kommen. Der Weg war ab hier gut besucht, so dass wir auch mit einigen Wandergruppen ins Gespräch kamen. Der Aufstieg zur Cabana Malaiesti war moderat und führte um markante Felswände herum, welche das Tal terrassenartig gestalteten. Wenn man im Juni hierher kommt, kann man spektakuläre Wasserfälle bestaunen. Doch im September kommt das Wasser erst in den auf etwa 1000 Meter liegenden Karstquellen aus dem Boden.
Die beiden Hunde der Cabana Malaiesti hörte man schon vom weitem bellen. Die Lage dieser Berghütte ist einfach nur traumhaft. Hier wollten wir das Wochenende verbringen. Es gibt hier nur einen Wassertank, der vom Hüttenwirt einmal täglich aus der hauseigenen Zisterne befüllt wird. Trinkwasser sollte man mitbringen oder in Flaschen kaufen. Bis Anfang August führen die Bäche hier oben noch Wasser, was eben für Karstgebiete normal ist. Das Bucegi-Gebirge besteht aus Konglomeraten, das ist so eine Art Kieselsteine umhüllt von Kalkstein.
Ansonsten gibt es hier ein recht schmackhaftes und für Berghütten typisches Angebot an Speisen. Auf einer A4-Seite stehen Angebote wie Sauerkraut, Wurst, Omlett, Bier, Țuică sowie alkoholfreie Getränke. Alles wird hier mit Pferden heraufgebracht.
Der Sonnabend begann mit schönstem Wanderwetter, welches wir nutzten, um zum Ende des Tales zu wandern. Hier kann man auch weiter zur Omu-Hütte aufsteigen. Darüber berichtete ich bereits im Adventskalender.
Abends verbachten wir die Zeit noch mit rumänischen Wanderfreunden. Es war ein netter Hüttenabend mit Gitarre und Țuică, so wie wir das aus früheren Zeiten her kannten. Irgendwann will ich den Aufstieg zur Omu-Hütte noch einmal machen. Mal sehen.
Sonntags stiegen wir in Richtung Rosenau/Râşnov ab. Bis zum Wasserkraftwerk Uzina Râşnov läuft es sich ganz gut. Dann jedoch muss man ungefähr 5 bis 6 Kilometer Landstrasse laufen. Auf den letzten Kilometern nahm uns ein Fahrer mit seinem Sprinter mit. Bereitwillig machten seine zwei Hunde uns Platz, als wir einsteigen.
In Rosenau/Râşnov fanden wir nach einigen Telefonaten und dank Google Maps schnell bei ungarischen Gastgebern eine Unterkunft. Wir besuchten den Markt und die Burg, welche gerade aufwendig restauriert wird. Zwei Tage verbrachten wir dort, dann hat uns jemand mit nach Kronstadt/Brașov genommen.
Obwohl ich hier schon oft war, gefällt mir Kronstadt/Brașov immer wieder. Immer entdeckt man was Neues, wie zum Beispiel die Schnurgasse/Strada Sfori
Eine weitere Station unserer Reise war die Stadt Sinaia. Wir fuhren mit der Seilbahn auf den Berg Cota 2000 und hatten dort einen traumhaften Tag.
Weil es so eine schöne Reise war und bis auf die streikbedingten Hürden bei der Anreise alles perfekt geklappt hat, machten wir im Kloster Sinaia zum Dank eine Pomama und zündeten eine Kerze an. Für uns ist das immer ein sehr emotionaler Moment wie auch für die anderen Besucher, welche Kerzen für ihre Angehörigen angezündet haben.
Trotz Corona war es eine schöne und abwechslungsreiche Reise in die Karpaten.