Schülerinnen der Georg-Goldstein Schule berichten Fotos: Alexandros Ntinas
I. Teil 1. Bukarest und Constanța
1. Tag: Bukarest und Reise nach Konstanza/Constanţa
Am 18.09.23 hat unser erster Projekttag mit gutem Wetter und vielen Erwartungen begonnen. Das erste Erlebnis war die Besichtigung des Parlamentspalasts in Bukarest, den Nicolae Ceaușescu erbauen ließ. Das riesige Gebäude hinterließ durch seine Pracht und Geschichte unvergessliche, aber auch fassungslose Eindrücke. Es ist nach dem Pentagon das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt. Tonnen von Marmor, Edelholz, Gold und Teppiche — gegen menschlichen Schweiß und Menschenleben. Wir haben nur 5% des Palastes besichtigt und einen Bruchteil über die rumänische Geschichte erfahren, aber jeder Teilnehmer konnte reflektieren, wie wertlos ein Menschenleben in der Maschine der Diktatur sein kann.
Die nächste Station hat uns wieder eine traurige Seite der Weltgeschichte eröffnet. Das Holocaustmahnmal, das im Zentrum von Bukarest errichtet wurde, schickte uns gedanklich in die Zeiten des zweiten Weltkrieges – ein grausames Kapitel der Menschheit, das uns daran erinnert, dass tausende Unschuldige, geteilt nach Rassen, Sprachen und Nationalitäten, in jedem Krieg ihr Leben verlieren. Dr. Heinke Fabritius, Kulturreferentin für Siebenbürgen, die uns die gesamte Projektwoche begleitete, machte deutlich, welch symbolische Bedeutung das Denkmal für die jüdische Gemeinde Rumäniens hat.
Unterwegs zu unserer nächsten Sehenswürdigkeit erlebten wir ein wenig die Altstadt Bukarests. Schöne alte Gebäude und Fassaden von berühmten europäischen Architekten erfreuten das Auge. Auffällig waren manch alte Gebäude, die mit einem roten Kreis und der Aufschrift „risc seismic“ versehen waren. Diese Zeichen weisen darauf hin, dass diese Häuser einsturzgefährdet sind.
Der letzte Halt, bevor wir Bukarest Richtung Constanţa verließen, war für alle Teilnehmenden sehr beeindruckend, denn wir hatten die Möglichkeit Dr. Klaus Fabritius, Naturforscher und rumäniendeutschen Identitätsbewahrer kennenzulernen. Wir besuchten ihn im Schillerhaus — dem deutschen Kulturzentrum, das die deutsche Minderheit in Rumänien vertritt, begrüßt von der Direktorin Mari Ana Duliu. Die deutsche Minderheit gehört zu den zwanzig anerkannten Minderheiten Rumäniens, die sogar durch Abgeordnete im Parlament vertreten sind. Dort haben wir nochmals gelernt, dass jede Sprache und Kultur eine Bereicherung ist, jede Nationalität ihre Daseinsberechtigung hat und die Anerkennung jedes Individuums dazu führt, uns dem demokratischen Modell Europas näherzubringen
Dr. Klaus Fabritius: „Wir tragen drei Hüte auf dem Kopf – der eine steht für die deutsche Nationalität, der andere für die rumänische Staatsbürgerschaft und der letzte für die Mitgliedschaft in der Europäischen Union.“
2. Tag: Techirghiol und Gymnasium in Constanţa
Die Sprache, die uns verbindet: Schüler- und Studentenaustausch zwischen Deutschland, der Ukraine und Rumänien.
Der sonnige Morgen hat uns weitere Ereignisse versprochen und hat uns nicht enttäuscht. Unsere Reisegruppe wurde um weitere Teilnehmer größer: die Schüler und Lehrkräfte des Gymnasiums Mircea cel Bătrân National College (Constanța) haben sich uns angeschlossen.
Das geschichtliche Wissen, das uns Dr. Klaus Fabritius am Tag zuvor über die Dobrudschadeutschen vermittelte, konnten wir bereits an diesem Tag verknüpfen.
Wir hatten die Möglichkeit, den Priester und die deutsche katholische Kirche in dem Kurort Techirghiol kennenzulernen. Jene Kirche wurde im Jahr 1934 von Mitgliedern der deutschen Gemeinde erbaut. Dieses alte aber sehr schön erhaltene Gebäude hat bei uns warme Gefühle ausgelöst und viele neue Erkenntnisse zu unseren Themen geschenkt. Es war eine Kirche der deutschen Katholiken, die noch im 19. Jahrhundert aus Bessarabien nach Dobrudscha umgesiedelt sind. Die Leute suchten bis heute nach besseren Möglichkeiten für ihr Leben, ihre Wunschverwirklichungen und ihren Wohnraum. Im Vergleich zu Bessarabien, wo die deutschen Kolonisten in ihren eigenen Dörfern lebten, waren die Dörfer in Dobrudscha multiethnisch, es herrschte jedoch Frieden unter allen Ethnien. In den heutigen Zeiten, in denen die meisten Deutschen verschwunden sind, finden dort ausschließlich Gottesdienste in den Sommermonaten statt. Die heutigen Gäste sind multiethnisch, aber alle kommen mit offenen Herzen und werden genauso empfangen, wie der Priester uns berichtete.
Genauso warm wurden wir in einem der ältesten Gymnasien von Constanţa empfangen. Voller Erwartung folgte dort das erste Treffen der Schüler aus allen drei Projektländern.
Die ukrainischen und deutschen Schüler besuchten das „Colegiul National Mircea cel Bătrân“, ein Gymnasium, das seit dem Jahr 1896 existiert. Nach einer herzlichen Begrüßung durch die Schulleitung, den Schülern und Deutsch Lehrerin Roxana Nicolăescu bekamen wir eine Führung durch das altertümliche Schulgebäude. Die Schule organisiert viele internationale Projekte, wie beispielsweise in Deutschland, Frankreich oder den USA. Besonders viele Kontakte pflegt die Schule zu Deutschland, unter zahlreichen Partnern findet sich auch der Bessarabiendeutsche Verein.
Interaktive Spiele und lebhafte Diskussionen halfen neue Freundschaften zu knüpfen und Schlüssel dazu war die gemeinsame Sprache: Deutsch. Die rumänischen Schüler lernen bereits seit sechs Jahren diese Sprache und beherrschen sie sehr gut. Ein wichtiger Input zur Bereicherung des Wortschatzes war ein Wort von Frau Dr. Fabritius, das man im Leben sehr ernst nehmen müsse: das Wort „Versprechen“.
Haben wir heute einander nicht schon etwas „versprochen“? Doch, unsere Freundschaft zu pflegen und unserem gemeinsamen Weg vertraut zu sein.
Nach einem Kennenlernspiel tauschten sich die Schüler über die Themen Europa, Umweltschutz, Flucht/Migration und Bessarabien/Dobrudscha aus. Es war bewundernswert, in welcher Geschwindigkeit die jungen Erwachsenen, die sich zuvor nicht kannten, durch die gemeinsame Sprache und die Beschäftigung mit gesellschaftlich relevanten Themen zueinanderfanden.
Der Tag hat am Morgen viel versprochen, aber noch mehr gegeben. Die erwünschte Entspannung hat uns das Schwarze Meer mit dem weichem Sand an den Füßen und den erfrischenden Wellen geschenkt. Besonders die ukrainischen Teilnehmer haben sich wie zu Hause gefühlt, denn das Schwarze Meer ist auch in der Ukraine ein beliebter Bade- und Erholungsort. Es bringt immer Ruhe und Energie, und erweckt die Kreativität, was die Projektteilnehmer am Abend demonstriert haben: Zwei Stunden erfolgreiche Projektarbeit waren ein guter Ausgleich zu dem entspannten Nachmittag.
3. Tag: Besichtigung des Demokratischen Forums der Deutschen und Karamurat/Mihail Kogălniceanu
Die Region Dobrudscha hat eine reiche Geschichte, die auf verschiedene Kulturen und Völker zurückzuführen ist. Sie erfuhr im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche kulturelle Einflüsse. Dementsprechend ist und war sie eine multiethnische Region, die auch ein Zuhause für deutsche Kolonisten wurde. Die erste Ansiedlung deutschstämmiger Bauern in der Dobrudscha fand zwischen 1841 und 1854 aus dem benachbarten Bessarabien statt.
Dies spürt man bis zum heutigen Tag. Wir begaben uns auf die Spuren der deutschen Geschichte und starteten unseren Tag mit dem Besuch der sogenannten Begegnungsstätte der Deutschen, wo all diese Erinnerungen und Traditionen unter dem Dach des Demokratischen Forums der Deutschen aus Rumänien in Constanţa gepflegt werden. Das Gebäude wurde als erste deutsche Schule Constanţas im Jahr 1901 erbaut und ist seit 1990 ein demokratisches Forum, wo verschiedene Verwaltungsarbeiten und Kulturveranstaltungen ausgeübt werden.
Das Forum besteht aus ca. 200 Mitgliedern. Zur Zeit liegt das Durchschnittsalter bei ca. 75-80 Jahren. Trotzdem führt das Forum seine Tätigkeit aktiv weiter, gestaltet Projekte und sucht Partner auf.
Unser nächstes Ziel war die Gemeinde Mihail Kogălniceanu. Ursprünglich wurde der Ort von Osmanen bewohnt und trug den Namen "Karamurat", was in etwa "Murat der Schwarze" bedeutet und auf einen Tatarenführer zurückgeht. Im Jahr 1876 zogen 30 bessarabiendeutsche Siedlerfamilien in den Ort In den 1930ger Jahren wurde das Dorf zu Ehren des rumänischen Königs in "Ferdinand I." umbenannt. Karamurat war einst die größte katholische Ansiedlung der Dobrudschadeutschen, die unterschiedlichen Konfessionen angehörten und ein enges Gemeinschaftsleben führten. Nach dem Ende der rumänischen Monarchie wurde der Ort in Anerkennung des Staatsmannes Mihail Kogălniceanu umbenannt und erhielt damit seinen aktuellen Namen.
Vor Ort empfing uns die Bürgermeisterin der Gemeinde, Frau Ancuța-Daniela Belu, die die Austauschprojekte unterstützt und Ideen für eine weitere Zusammenarbeit geäußert hat.
In der Gemeinde kann man noch heute deutsche Häuser finden. Wir besichtigten die örtliche katholische Kirche, die im Jahr 1898 von den Dobrudschadeutschen erbaut wurde. An den Gedenktafeln wird an die Kriegsopfer des 1. Weltkriegs erinnert und es ist anhand der Namen ersichtlich, dass die Verstorbenen deutscher Herkunft waren.
Neben der deutschen Minderheit gibt es in Rumänien weitere 17 Minderheiten. Zum Beispiel die der Türken, Griechen, Bulgaren, Ungarn, Italiener der Aromunen etc. Letztere hat uns unsere Reisebegleitung Andreea vorgestellt, denn sie hat ebenfalls aromunische Wurzeln. Sie führte uns zu einer Nachbildung eines aromunischen Dorfes, das sie gemeinsam mit ihrer Familie mithilfe von Spendengeldern aufgebaut hat. Das Projekt ist noch nicht endgültig beendet, gilt jedoch bereits als Museum unter freiem Himmel, wo man unter anderem sehen kann, wie die Aromunen ihre Tiere hielten, ihr Brot backten, die Frauen an den Webstühlen webten. Wir wurden dort mit einer unglaublichen Gastfreundschaft empfangen und hatten die Möglichkeit traditionelle Speisen und Getränke zu kosten. Außerdem fanden sehr bereichernde und interessante Unterhaltungen
4. Tag: Stadtführung in Constanţa und Reise nach Tulcea
Bevor es am 4. Tag unseres Projekts nachmittags in den nächsten Ort Tulcea ging, machten wir in Constanţa eine Stadtführung im Zentrum der Stadt. Constanţa, eine helle und einladende Stadt mit einer langen Geschichte und einer multinationalen Bevölkerung, ist das Herzstück der Dobrudscha.
Die Stadtführung begann mit dem Archäologischen Park, in dem Säulen, Gefäße und andere historische Überreste aus der römisch-griechischen Zeit ausgestellt sind und einem Denkmal für die im zweiten Weltkrieg gefallenen Seeleute. Danach gingen wir in die historische Altstadt und besuchten dort die „Moschee Carol-I“, die katholische Kirche des „Heiligen Antonius von Padua“ und die orthodoxe Kathedrale „St. Peter und Paul“.
Es war bemerkenswert, dass im Umkreis von ca. 100 Metern drei verschiedene Glaubensstätte so nah beieinander sind. Auch dies beweist die Multiethnizität und Multireligiösität der Region Dobrudscha. Die Stadt ist ein Exempel für die Dobrudscha, in der Menschen verschiedener Ethnien und Nationalitäten friedlich miteinander leben. Jede Epoche der Geschichte und die Menschen, die nach Constanţa kamen, hinterließen so herausragende historische und architektonische Denkmäler.
An der Strandpromenade entlang mit Blick auf den viertgrößten Hafen Europas und die ca. 30 Frachtschiffe, die zu diesem Zeitpunkt vor dem Hafen lagen, gingen wir weiter zu Constanţas Kunstmuseum, wo Kulturreferentin für Dobrudscha, Bessarabien, Siebenbürgen u.a. und Kunstwissenschaftlerin Dr. Heinke Fabritius eine Führung über die malerischen Werke im Zusammenhang mit der Region Dobrudscha durchführte. Wir sahen uns eine Ausstellung von berühmten rumänischen Künstlern an. Dargestellt wurden in den Malereien beispielsweise Portraits oder Landschaften aus der Dobrudscha oder aus Ländern Europas, vorzugsweise Frankreich. Das Besondere an den Kunstwerken ist, dass wir heute einen Einblick in die Perspektive der Künstler bekommen, gewissermaßen aus ihren Augen, wie sie die Welt damals wahrgenommen haben.
Die Projektteilnehmer bekamen die Aufgabe, durch die Galerie zu gehen und ein Gemälde auszusuchen, das sie mit den Themen Europa, Krieg und Flucht, Umwelt und Dobrudscha in Verbindung bringen. Daraufhin stellten sie ihre tiefgründigen Deutungen und Interpretationen vor.
Am Nachmittag verließen wir Constanţa und fuhren Richtung Donau und ukrainische Grenze nach Tulcea. Auf der Busreise erlebten wir eine andere Seite Rumäniens, als die, die wir bis zu diesem Zeitpunkt in den beiden Großstädten Bukarest und Constanţa kennenlernten. Kilometerweite Felder und unbebautes Land, schmale Straßen, die durch kleine authentische Dörfer führen, wo Dorfbewohner ihre eigen angebauten Produkte verkaufen, erblickten wir durch die großen Fenster unseres Busses. Am Abend erreichten wir unser Ziel, wo wir mit Ungeduld auf den nächsten Tag warteten.
II. Teil 2. Tulcea
Am fünften Tag erwartete uns eine der Hauptattraktionen in der Region Dobrudscha: das Donaudelta. Wir konnten es kaum abwarten diese atemberaubende Natur zu erleben. Die Donau entspringt im Schwarzwald, durchquert mehrere Länder Europas und mündet über das Donaudelta in das Schwarze Meer. Sie ist der zweitlängste Fluss Europas. Das Donaudelta ist ein großes Feuchtgebiet, wo eine erstaunliche Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind. Es gibt vor allem sehr viele Vogelarten, die auch wir an diesem Tag bestaunen konnten. Unsere Schiffsfahrt dauerte ca. 6 Stunden. Wir genossen die malerische Landschaft und dieses einzigartige Öko-System. Viele von uns nutzten das sanfte Schaukeln des Schiffes, die Sonnenstrahlen, den tiefblauen Himmel und die schön klingenden Geräusche der Vögel, um sich zurückzulehnen und zu entspannen. Der Kapitän ist unserem Wunsch nachgekommen, einen Halt mitten im Schilf zu machen, damit wir ein Gruppenfoto auf dem Deck schießen können.
Da die Donau als Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine dient, kamen wir sehr nah an die Ukraine. Für unsere ukrainischen Freunde, die teilweise seit Beginn des Krieges aus ihrem Land geflüchtet sind, war dies ein sehr emotionaler Moment. So nah an der eigenen Heimat und den Familienmitgliedern und Freunden zu sein, sorgte dafür, dass wir uns, wie auch in vielen anderen Situationen während unserer Reise, über die schrecklichen Ereignisse unterhielten, die sich nur wenige Kilometer von uns entfernt abspielten.
Am Nachmittag gab es eine kleine Stadtführung durch die Innenstadt Tulceas. Die Stadt liegt am Ufer der Donau und ist aufgrund ihrer Lage ein wichtiger Handels- und Fischereistandort. Die Geschichte von Tulcea reicht bis in die Antike zurück. Die Stadt wurde von verschiedenen Kulturen geprägt, darunter die Römer und die Byzantiner. Heute ist Tulcea ein Ort verschiedener Kulturen und Ethnien. Hier leben Rumänen, aber auch ethnische Minderheiten wie Lipowaner, Tataren und Ukrainer. Die kulturelle Vielfalt in Tulcea ist ein wichtiger Teil des Stadtbildes und spiegelt die reiche Geschichte und die verschiedenen Einflüsse wider, die die Region im Laufe der Jahrhunderte geprägt haben. Diese ethnischen Minderheiten tragen zur kulturellen Vielfalt und zur lebendigen Atmosphäre der Stadt bei und bereichern die lokale Kultur und Gemeinschaft.
Am späten Nachmittag gingen wir auf einen Hügel der Stadt, wo an der Spitze des Hügels das Unabhängigkeitsdenkmal „Monumentul Independentei“ steht. Das Denkmal dient zur Erinnerung an den Heldenmut und die Tapferkeit des rumänischen Volkes im Befreiungskrieg von der osmanischen Herrschaft (1877-1878). Von dort aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt und auf die Donau. Außerdem konnten wir in weiter Ferne die ukrainische Stadt Ismajil sehen.
Nach diesem eindrucksvollen Tag, setzen sich die Projektteilnehmer am Abend zum letzten Mal zusammen, um die Projektthemen abschließend vorzubereiten, denn am nächsten Tag fanden die Abschlusspräsentationen statt.
6. Tag: Abschlusspräsentationen und Rückreise nach Bukarest
Der letzte Tag in Tulcea war besonders wichtig für alle Beteiligten, denn es ist von Bedeutung, nicht nur gemeinsam Informationen zu sammeln, sondern auch Ergebnisse zusammenzufassen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Jeder Tag der Projektwoche war reich an Exkursionen, Forschungsarbeit und vielen Diskussionen, die es aufzuarbeiten galt.
Obwohl die Projektteilnehmer aufgrund der ereignisreichen Tage und der Masse an interessanten Informationen nicht viel Zeit hatten, um die Gedanken zu sortieren, stellten sie gut durchdachte und inhaltlich qualitative Präsentationen vor. Dies war unter anderem nur möglich, weil sich die jeweiligen deutsch-ukrainischen Teams sehr gut zusammenfanden und sich gegenseitig unterstützten.
Die ausgewählten Themen: Krieg und Migration; Europa; Umweltschutz; Bessarabien und Dobrudscha — Bedeutung für ukrainische, deutsche und rumänische Jugendliche, sind in der heutigen globalen Welt von großer Bedeutung und gerade die Jugendlichen können wegweisend zu der Entwicklung unserer globalen Welt beitragen.
Vielleicht ist es nicht für alle offensichtlich, warum die historische Aufarbeitung für junge Generationen so relevant sein soll? Die richtige Antwort bekamen wir von der ukrainischen Schülerin Anastasia: „Der Mensch, der seine Vergangenheit nicht kennt, hat keine Zukunft.“ Ebenfalls sagte sie schlussfolgernd in Bezug auf das gesamte Projekt, dass das Hauptziel darin bestand, junge Menschen zusammenzubringen und dass das gelungen sei.
Dies zeigte sich ausdrücklich bei der herzlichen Verabschiedung von drei Schülern, die den Rest der Gruppe Richtung ukrainische Heimat verließen. Für die erfolgreiche Teilnahme an dem Projekt überreichte uns Heinz-Jürgen Oertel die Teilnahmebestätigung, die wir mit Stolz entgegennahmen.
Ein einzigartiges Monument konnten wir in der Region um Tulcea nicht unbeachtet lassen. Wir fuhren nach Malkotsch/Malcoci, eines der ersten Dörfer in der Dobrudscha, das von deutschen Siedlern im Jahr 1842 gegründet wurde. Dort empfing uns der für die Restaurierung der deutschen Kirche maßgeblich Verantwortliche Octavian Motoc und öffnete uns die Tore zu der eindrucksvollen Ruine der Kirche Sankt Georg. Diese Kirche wurde 1881 von den deutschen Siedlern erbaut und wurde zum Herzen der deutschen Gemeinde, aber als die Menschen weggingen, hörte das Herz auf zu schlagen.
Heute befindet sich die Kirche, inzwischen rumänisches Kulturdenkmal, in baufälligem Zustand und es werden Spenden gesammelt, um die Kirche wiederaufzubauen. Sie bleibt nach wie vor eines der bedeutendsten architektonischen Denkmäler der Dobrudschadeutschen und verfügt über den höchsten Kirchturm unter den ehemaligen deutschen Gemeinden in der Region Dobrudscha. Es bleibt nur zu hoffen, dass die nötigen Gelder gesammelt werden und die historisch bedeutsame Kirche ihr neues Leben bekommt.
Am Nachmittag reisten wir zurück nach Bukarest und gingen am Abend fort, wo sich im Zentrum der Stadt ein imponierendes Lichtspektakel auf der riesigen Fassade des Parlamentspalasts ereignete.
7. Tag: Dorfmuseum in Bukarest und Heimreise
Am letzten Tag besichtigten wir die letzte Sehenswürdigkeit unserer abenteuerlichen Projektwoche. Wir machten eine Rundführung durch das schöne Dorfmuseum „Muzeul Național al Satului Dimitrie Gusti.“ Das Hauptziel des Museums ist es, die reiche und vielfältige Kultur des rumänischen Landlebens darzustellen. Es umfasst mehr als 200 Bauernhäuser, Scheunen, Kirchen und andere Gebäude aus verschiedenen Regionen Rumäniens. Diese Gebäude wurden sorgfältig demontiert und im Museumsgelände wieder aufgebaut, um die authentische Atmosphäre der ländlichen Gemeinden aus verschiedenen Teilen des Landes wiederherzustellen.
Am Nachmittag steuerten wir den Flughafen Bukarests an. Auf dem Weg zum Flughafen machten wir einen Stopp am Bahnhof, denn von dort aus fuhr der Rest der ukrainischen Gruppe zurück in ihre Heimat. Mit warmen Worten und vielen Umarmungen verabschiedeten wir uns voneinander.
Es war schön zu sehen, wie wir uns innerhalb so kurzer Zeit ins Herz geschlossen haben und obwohl wir unterschiedliche Nationalitäten haben, eine andere Sprache sprechen und andere kulturelle Traditionen wahren, wir eine große Familie auf unserer Erde sind, die zusammenhalten muss. Das hat uns dieses Projekt offenbart und beweist, wie wichtig solch ein interkultureller Austausch, vor allem in Zeiten wie diesen ist. Wir hoffen, dass wir uns alle bald wiedersehen und dann gemeinsam den Frieden in der Ukraine feiern können! Es war in jeder Hinsicht eine wunderbare und mitreißende Woche, die uns ein Leben lang in Erinnerung bleiben wird.
Wir danken dem Bessarabiendeutschen Verein, dem BKM und Dr. Heinke Fabritius für die Ermöglichung dieses Projekts!